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Köln.Sport

RheinStars: „Uns fehlt eine eigene Halle“

RheinStars-Geschäftsführer Stephan Baeck und Trainer Arne Woltmann

Zwei, die sich verstehen: RheinStars-Geschäftsführer Stephan Baeck (r.) und Trainer Arne Woltmann
(Foto: imago/Claus Bergmann)

Die RheinStars-Macher Stephan Baeck undArne Woltmann über junge Talente, widrige Trainingsbedingungen und den Abschied von der ASV-Sporthalle.

„Es muss nicht immer Sahne sein“ – zum ersten Teil des Interviews hier entlang

Mit dem FC und den Haien gibt es in Köln zwei Sportvereine mit großer Außenwirkung. Wie bewerten Sie die Stadt als Basketballstandort?

Baeck: Ich mag es nicht, Sportarten gegeneinander aufzuwiegen oder anzuprangern, dass anderswo mehr Gelder fließen. In einer Stadt wie Köln ist mit Sicherheit genug Platz für Fußball, Eishockey, Basketball und andere Sportarten. Wir möchten Basketball für die Sportstadt Köln neu etablieren, und ich denke, ein guter Anfang ist gemacht.

Nicht zu Unrecht sind die Rheinstars ja auch von Köln.Sport zur „Mannschaft des Jahres“ gekürt worden.

Baeck: Das ist für uns eine ganz tolle Sache und zeigt, dass wir hier wahrgenommen werden. Es ist eine Bestätigung, dass wir ein sehr spannendes Sportprojekt in der Stadt Köln sind. Den Weg wollen wir weitergehen.

Ein Problem, das in Köln seit Jahren besteht, ist das Fehlen einer mittelgroßen Sporthalle. Die ASV-Sporthalle entspricht nicht den Standards für Profi-Basketball.

Baeck: Das ist richtig. Wir haben zuletzt eine Ausnahmegenehmigung bekommen und bereits fünf Heimspiele in der Lanxess-Arena ausgetragen. Uns wurde zur Auflage gemacht, im nächsten Jahr eine Halle zu präsentieren, die den Standards entspricht, das heißt wir werden die ASV-Sporthalle nicht mehr als Heimspielstätte haben. Wir planen mit der Lanxess-Arena – für uns ein zusätzlicher großer Schritt.

Apropos Lanxess-Arena: Die Stimmung aus der regelmäßig ausverkauften ASV-Sporthalle hinüberzutransportieren, dürfte schwierig werden.

Baeck: Ich denke, dass das Konzept mit der Trennwand und der Konzentration auf die unteren Ränge für uns schlüssig ist. Die Atmosphäre war in den Spielen, die wir diese Saison dort ausgetragen haben, gut. Nichtsdestotrotz ist es natürlich schwierig für einen Zweitligisten, in so einer großen Halle aufzulaufen. Wir haben da anderen Vereinen gegenüber einen Wettbewerbsnachteil. Zum einen zahlen sie viel weniger für die Hallennutzung, zum anderen haben sie Hallen, die für die Liga die passende Größe haben. Toll ist zum Beispiel die Sporthalle in Essen mit gut 2.500 Plätzen. Ich glaube, dass Basketball in Köln ein ganzes Stück weiter wäre, wenn wir die passende Halle hätten. Dennoch ist es ganz wichtig für uns, dass wir mit der Lanxess-Arena eine gute Perspektive haben. Ohne die Lanxess-Arena könnten wir den Spielbetrieb jetzt einstellen.

Woltmann: Die Arena ist eine tolle Halle, aber wenn die Bude nicht voll ist, kann man nicht die Stimmung erwarten wie in der ASV-Sporthalle. Dort kommt mit wenig Leuten tolle Stimmung auf, vor allem wenn es emotional und eng zugeht. In der Arena haben wir die Zuschauerzahl mehr als verdoppelt, aber die Atmosphäre ist nicht zu vergleichen mit der in der ausverkauften ASV-Sporthalle. In die Lanxess-Arena dürfen nächste Saison ruhig noch mehr Leute kommen.

Baeck: Die Zuschauerentwicklung ist ein weiterer Punkt, den wir angehen wollen. Wir mussten den Spagat schaffen zwischen der familiären und teilweise improvisierten ASV-Sporthalle und dem Hochglanz-Profisport in der Lanxess-Arena. Das ist schwer, da eine Basis hinzukriegen. Wenn 2.000 Leute in die Arena kommen und das nächste Spiel auch sehen möchten, bekommen nicht alle für die ASV-Sporthalle eine Karte. Wir hoffen, uns noch besser etablieren zu können, wenn wir ab nächster Saison nur in einer Halle spielen.

Die Förderung junger Spieler aus der Region liegt den RheinStars besonders am Herzen.

Baeck: Genau diesen Weg sind wir im letzten Jahr erfolgreich gegangen und wollen ihn weiterhin gehen. Es kommen neue Spieler aus dem Jugendbereich nach, die wir langsam ans Profigeschäft heranführen.

Wie stark sind Sie als Headcoach der Profis mit dem Nachwuchsbereich vernetzt?

Woltmann: An der U19 bin ich über meinen Co-Trainer Matt Dodson sehr nah dran und immer informiert. Wir hatten regelmäßig Spieler der NBBL-Mannschaft im Profitraining, daher weiß ich ziemlich genau, wer da nachkommt. Ich versuche auch, mir hin und wieder Spiele der U16 (JBBL) anzuschauen. Der Kontakt zur Nachwuchsabteilung ist eng. Dass die U19 die Play-Offs erreicht hat und die U16 die Hauptrunde, ist eine Bestätigung unserer guten Jugendarbeit.

Baeck: Wir haben uns bewusst entschieden, junge Talente in die Mannschaft einzubinden und an den Profisport heranzuführen. Das stand für uns im Vordergrund, dafür haben wir auch in Kauf genommen, das ein oder andere Spiel zu verlieren. Die Entwicklung war uns in diesem Jahr wichtiger als die Platzierung. Mit der Saison und Platz zwölf waren wir total zufrieden.

Das Ganze macht es aber auch schwieriger, die Ziele für nächstes Jahr höher zu stecken.

Baeck: Klar, junge Spieler brauchen ihre Zeit, es kann Rückschläge geben. Wenn wir dem Trainer sagen, wir wollen aufsteigen, aber gleichzeitig junge Spieler ausbilden, ist das schwer umzusetzen. Wenn wir den Fokus weiter auf die Nachwuchsförderung setzen, muss die Platzierung erstmal zweitrangig sein. Natürlich kann ein Team mit vielen jungen Spielern auch positiv überraschen. Mit festen Zielen kalkulieren können wir aber bei unserem Konzept nicht.

Wie genau sieht die intensive Nachwuchsförderung bei Ihnen aus?

Woltmann: Neben dem Mannschaftstraining kann man sich im Einzeltraining viel erarbeiten. Wir versuchen, mit jedem Spieler mindestens eine individuelle Einheiten pro Woche zu absolvieren. Diese persönliche Förderung nehmen die Jungs auch gerne an. Ich habe für jeden Spieler einen Plan, wo er wann stehen soll, und dort versuchen wir in den Eins-zu-eins-Trainings hinzukommen. Außerdem arbeite ich viel mit Videoanalyse und natürlich Gesprächen.

Die problematische Sporthallensituation in Köln ist bekannt. Dass Sie als Profi-Mannschaft davon betroffen sind, dürfte aber deutschlandweit einmalig sein?!

Baeck: Wir hatten schon vor dem Sanierungsstau und der Belegung vieler Hallen durch Flüchtlinge keine gute Trainingsbedingungen. Uns fehlt eine eigene Halle, in der wir die Trainingszeiten und -längen frei organisieren können. Wir sind der zweitgrößte Basketballverein Deutschlands mit 47 Mannschaften und trainieren in insgesamt 23 Hallen in ganz Köln. Selbst die Profi-Einheiten verteilten sich über drei, vier Hallen, bei den Zeiten waren uns oft die Hände gebunden. Ich kenne keine andere Profi-Mannschaft, die dieses Problem hat. Angesichts dieser katastrophalen Bedingungen muss man es umso höher einschätzen, was wir diese Saison geleistet haben.

Das Interview führte Svenja Dahlhaus.

Im ersten Teil des Köln.Sport-Interviews sprechen die RheinStars-Macher Arne Woltmann und Stephan Baeck über die starke Premierensaison in der ProA und den nächsten Schritt im Profi-Basketball.