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Köln.Sport

Plötzlich Unternehmer

Der ehemalige Kölner Fußball-Profi Dominic Reinold hat seine Karriere beendet, will aber seine Leidenschaft nicht aufgeben. Der 29-Jährige hat sich deshalb mit einer Firma selbstständig gemacht und bietet Individualtraining und mehr an.
Domletics

Dominic Reinold hat sich mit seiner eigenen Fußballschule einen Traum erfüllt. (Foto: Pauline Kowol)

Konzentriert läuft Robin mit dem Ball auf das aufgestellte Hütchen zu. Ein Übersteiger links, ein Haken nach rechts, dann hat er den imaginären Gegenspieler stehen lassen und steuert auf das Tor zu. Ein satter Schuss mit rechts… und Einschlag! Der 13-Jährige hat den weißen Derbystar-Ball in die rechte obere Ecke manövriert – den hätte bestenfalls Manuel Neuer entschärfen können. „Stark, Junge“, sagt die Stimme in Robins Rücken. Zur Bestätigung klatschen sich der Nachwuchs-Kicker und Coach Dominic Reinold ab, bevor es zur nächsten Übung weitergeht. Diesmal Übersteiger rechts, Körpertäuschung nach links – und doch wieder rechts vorbei. Robin hat den Move selbst gewählt, es sind zwei Basis-Elemente, die er nun in einer Übung verquicken soll. Diesmal geht der Schuss knapp rechts unten vorbei, doch der Coach ist zufrieden. „Gut, genau so. Schüsse sind gut“, sagt Dominic Reinold kurz.

Es ist Montag, 16 Uhr, kurz vor Ende der Sommerferien. Robin hat die sechs freien Wochen gut genutzt, war einmal in der Woche zum Training bei Domletics, der Fußballschule von Dominic Reinold. Bald bekommt der Rechtsfuß seine neuen Stundenpläne, aber auch dann will er das zusätzliche Training fortsetzen. „Ich will mich verbessern und irgendwann Profi werden“, sagt der Youngster, der großer Fan von Barcelona-Superstar Lionel Messi ist. Und für seinen Traum ist Robin bereit, schon in jungen Jahren einiges auf sich zu nehmen. Robin kommt aus Wuppertal, spielt in Velbert und nimmt gemeinsam mit seinen Eltern jede Woche die je einstündige Hin- und Rückfahrt auf sich, um eine Stunde mit Dominic Reinold zu trainieren. „Wir können ihm viel ermöglichen, nur spielen muss er im Endeffekt selbst“, sagt Robins Vater, während er seinen Sohn beim Training beobachtet. Gefunden hat Robin Domletics bei Instagram – und war sofort heiß darauf, mit Reinold an seinem Spiel zu arbeiten.

Individuelle Konzepte

„Bei Robin stehen die Technik und der Torschuss im Fokus des Trainings. Er hat recht spät mit Fußball angefangen, deswegen ist in den Bereichen noch etwas Luft nach oben“, sagt der 29-Jährige, der sich 2016 selbstständig machte. Die Idee: Reinold bietet individuelles Fußballtraining an, das Jugendliche wie Erwachsene auf ein neues Level bringen soll. Auch Fördertraining in kleinen Gruppen, Mannschaftstraining oder regelmäßige Camps werden von Domletics angeboten. Die Ziele der Einheiten sind so unterschiedlich wie die Spieler selbst. Ob Technik, Torschuss, Passspiel oder positionsbezogene Aufgaben – alles ist im Repertoire der Trainer (siehe Kasten) vorhanden. „Wir stellen ein Programm auf, quasi unsere Empfehlung, wie wir arbeiten würden“, erklärt Reinold. „Wenn es gewollt ist, lassen wir einen Spieler auch 90 Minuten aufs Tor knallen, aber meistens gehen alle auf unsere Vorschläge ein.“

Der Vater als Individualtrainer

Auch Profis wie Frederic Ananou (FC Ingolstadt) oder Sara Doorsoun (VfL Wolfsburg) haben das Training bei Domletics schon in Anspruch genommen, auch viele Nachwuchsspieler des FC kommen regelmäßig. Doch der Großteil der „Kunden“ sind junge Kicker in Robins Alter. In die Arbeit mit den Talenten bringt Reinold nicht nur das Wissen aus seinem Studium („Human Kinetics“, dt.: Bewegungswissenschaften) ein, sondern auch die Erfahrung aus der eigenen Profi-Karriere. Der 1,91 Meter große Hüne machte sich an der Farleigh Dickinson University (New Jersey) einen Namen und unterschrieb am 15. Juli 2011 seinen ersten Profivertrag beim portugiesischen Erstligisten SC Beira Mar. Unter anderem stand er in seinem zweiten Spiel beim 0:0 seines Teams gegen Sporting Lissabon auf dem Platz, wurde danach zum Zweitligisten Sporting Covilha ausgeliehen. Der damals 23-Jährige hatte sich fest vorgenommen, eines Tages in die Bundesliga zu wechseln, wurde aber von vielen Verletzungen gestoppt und musste seine Profi-Karriere frühzeitig beenden. Selber spielt er mittlerweile nur noch beim Kreisligisten SSV Berzdorf III, wo Papa Stephan Trainer ist und viele alte Weggefährten von Mittelrheinligist SpVg Wesseling/Urfeld kicken. Berzdorf ist Reinolds Heimatverein, von hier aus ging es in die Jugendabteilungen des 1. FC Köln und des Bonner SC, später hinaus in die große weite Fußballwelt. „Da mein Vater Fußballtrainer war, hatte ich immer das Glück, Individualtraining von ihm bekommen zu können. Das möchte ich den Kids heute auch ermöglichen“, sagt Reinold.

Detailreiche Korrektur

Als Coach ist er locker, überzeugt aber mit klaren Ansagen. Die Übungen, die er von den Spielern sehen will, macht er selbst vor, bietet spielnahe Situationen und Lösungen an. „Das war Bundesliga, jetzt kommt Champions League“, sagt er, als er Robin die nächste Übungsform vorstellt. Reinold korrigiert sehr detailreich, Robin hängt an seinen Lippen. Hier, im Einzeltraining, ohne Beobachtung oder Druck durch die Mitspieler, kann sich der 13-Jährige weiterentwickeln. Dafür motiviert ihn Reinold, mehr Risiko in seinen Aktionen zu gehen. Fehler sind erlaubt, sie werden erkannt und bearbeitet. „Du gehst zu sehr auf Sicherheit“, sagt Reinold, doch statt Ärger liegt Motivation, positive Energie in seiner Stimme. Und es zahlt sich aus: Robin nimmt einen neuen Anlauf – und befördert den Ball mit Wucht in den rechten oberen Winkel des Tores.

Das ist Domletics

Bei Domletics steht nicht nur Gründer Dominic Reinold selbst als Coach auf dem Rasen. Neben dem 29-Jährigen gehören auch Vater Stephan Reinold zum Team, der lange Jahre zu den Nachwuchstrainern des 1. FC Köln zählte. Gleiches gilt für Michael Schindler, der ebenfalls als Trainer für Domletics arbeitet. Das Team wird ergänzt von Alex Griesinger (ehem. U15-Nationalspieler) und Physiotherapeut Thorge Kuklis. Neben Individual-, Mannschafts- und Fördertraining arbeitet das Team auch individuell an der Athletik eines Spielers oder sorgt für den Aufbau nach Verletzungen. Zusätzlich werden vereinzelt Fußballcamps angeboten.