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Köln.Sport

Fußball als Nebenjob

Quelle: privat

Gute Freundinnen: die deutsche Nationalspielerin Dszenifer Marozsan und Arzu Karabulut

1991 kam Arzu Karabulut als Tochter von türkischen Migranten in Köln zur Welt. Nun strebt sie eine Fußballkarriere an, absolviert aber gleichzeitig eine Ausbildung. Alltag im deutschen Frauenfußball.

Dass der Frauenfußball trotz der Erfolge der deutschen Nationalmannschaft immer noch im Schatten der Männer steht, ist allseits bekannt. Auch wenn die Vereine der Region eigentlich alle höherklassig kicken, die Frauenmannschaft des 1. FC Köln in der 2. Bundesliga, Bayer 04 Leverkusen und der SC Bad Neuenahr in der 1. Bundesliga. Ein hohes Maß an Aufmerksamkeit bekommen sie allerdings nicht. Doch wie sieht es in den unteren Ligen aus, in denen bei den Männern schon Profistatus herrscht? Und wie schlagen sich die Frauenteams anderer Nationen?

Arzu Karabulut spielt derzeit in der zweiten Mannschaft bei Bayer 04 Leverkusen in der Regionalliga West. Vor zwei Jahren wechselte sie vom Verbandsligisten Fortuna Köln ans Bayer-Kreuz. Ein Wechsel zum 1. FC Köln kam damals für sie nicht infrage. „Der Frauenfußball in Leverkusen hat viel mehr Potenzial und die Jugendabteilung wird dort besser organisiert. Leverkusen ist dann in die 1. Liga aufgestiegen und der FC spielt noch in der 2. Liga“, erklärt die 21-Jährige. Ausgeholfen hat sie bislang einmal in der 1. Bundesliga bei Bayer.

Neben ihren Spielen in der Regionalliga spielt Karabulut seit einigen Jahren für die Türkei. Angefangen hat sie dort zunächst in der Jugend – mittlerweile spielt sie in der Frauennationalmannschaft. „Ich war damals noch ganz jung, ungefähr 14. Da war ich auch im Sichtungsjahrgang der deutschen Nationalmannschaft.“ Entschieden hat sie sich aber für die Türkei: „Es fühlte sich einfach besser an, für das Land meiner Eltern zu spielen. Ich bin zufrieden. Wenn ich die ganze Jugend schon für die Türkei gespielt habe, dann bleibe ich auch da.“

Für die deutsche Nationalmannschaft wird sie nun nicht mehr infrage kommen. „Das geht jetzt nicht mehr, weil ich bereits ein Pflichtspiel für die türkische Nationalmannschaft bestritten habe. Die Entscheidung steht jetzt fest, also kann ich nur noch für die türkische Nationalmannschaft spielen. Das ist genau wie bei Mesut Özil, der für Deutschland gespielt hat und nun auch nicht mehr für die Türkei spielen darf“, erklärt Karabulut.

Inzwischen hat sie bereits zwei Spiele für die Türkei absolviert. Beide im Rahmen der EM-Qualifikation. Das erste bestritt sie Ende November gegen Rumänien (1:2) und das andere ausgerechnet gegen Deutschland, wobei das Spiel mit 5:0 für Deutschland endete. Die beste Torchance hatte dabei tatsächlich Arzu Karabulut, scheiterte aber an der Torhüterin Almuth Schult aus Bad Neuenahr.

Leben kann sie vom Fußball aber (noch) nicht. Momentan absolviert Arzu eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten und fährt abends von Köln  zum Training nach Leverkusen. Die Ausbildung dauert noch zwei Jahre. „Danach will ich entweder in eine andere Stadt oder in ein anderes Land. Einfach mal neue Erfahrungen sammeln. Woanders spielen und gucken wie das Fußballspielen in den anderen Ländern so ist – in der Türkei und in Deutschland weiß ich das ja jetzt.“

Ob sie dann allein vom Profidasein leben kann, ist fraglich. „Ich will auf jeden Fall eine feste Arbeitsstelle haben. Und Fußball will ich zwar auch professionell spielen, aber es wird immer an zweiter Stelle kommen. Selbst wenn ich später einmal die Möglichkeit bekommen sollte, höher zu spielen, beispielsweise in Potsdam oder Frankfurt, muss ich da nichtsdestotrotz auch nebenher arbeiten.“