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Köln.Sport

„Olympia wird ein Spektakel“

Quelle: IMAGO

Top-Duo: Zusammen mit Julius Brink (l.) gewann Jonas Reckermann 2009 die Beachvolleyball-Weltmeisterschaft in Norwegen

Zusammen mit seinem Partner Julius Brink ist der Kölner Jonas Reckermann Deutschlands größte Beachvolleyball-Attraktion. In Köln.Sport sprach er über seine Motivation und seine Verbindung zum Olympiastützpunkt Rheinland

 

Die Olympia-Qualifikation ist so gut wie sicher. Träumen Sie schon von einer Medaille?
Nein. Zum einen ist die Qualifikation noch nicht definitiv, und zum anderen arbeiten wir in der Vorbereitung an Dingen, die das „Hier“ und „Jetzt“ betreffen. Wenn sich nachts aber mal ein olympischer Traum einschleichen sollte, ist das nicht schlimm oder hinderlich …

Wie sieht der Trainingsplan bis Ende Juli aus? Woran müssen Sie und Ihr Partner Julius Brink noch arbeiten?
Generell vertreten wir beiden und das gesamte Trainerteam die Auffassung, dass wir in allen Elementen steigerungsfähig sind. Natürlich legen wir bestimmte Schwerpunkte, aber man sollte nie mit Dingen zufrieden sein, denn das würde einem weiteren Schritt nach vorne im Wege stehen. Zudem trainieren wir ja nicht nur bis Olympia, sondern haben noch eine ganze Reihe von weiteren Turnieren vor der Brust. Die intensive Trainingsphase ist aber bald vorbei. Nun gilt es, sich Wettkampfhärte zu erspielen.

Inwiefern unterscheiden sich Olympische Spiele von anderen großen Turnieren?
Natürlich wird auch in einem Olympischen Turnier der gleiche Sport ausgeübt wie auf einem „normalen“ Turnier der Weltserie. Auch die Gegner sind die gleichen. Ein großer Unterschied sind die Länge und der Rhythmus: Das Turnier geht über fast zwei Wochen mit zumeist nur einem Spiel innerhalb von zwei Tagen. Wir sind es gewohnt, ein Vier-Tages-Turnier zu spielen mit bis zu drei Spielen pro Tag. Aber auch hiermit werden wir klarkommen, auch Weltmeisterschaften haben zum Beispiel einen ähnlichen Rhythmus.

Hat es eine besondere Bedeutung, dass diesmal London der Austragungort ist?
Auf diese Weise werden viele europäische und natürlich auch deutsche Fans dem Spektakel beiwohnen können. Dazu kommt, dass ich London immer schon als eine der faszinierendsten und schönsten Städte der Welt angesehen habe und mich dort sehr wohl fühle!

Beachvolleyball ist schon anstrengend genug. Durch die vielen Reisen von Kontinent zu Kontinent wird Ihr Körper zusätzlich belastet. Worauf achten Sie dabei besonders?
Darauf, dass ich im Flieger einen Platz am Notausgang erhalte … Im Ernst: Wir machen diesen „Beruf“ seit mehr als zehn Jahren, und natürlich habe ich in der Zeit gelernt, mit den Besonderheiten und den Belastungen, die der Sport und die Reiserei mit sich bringen, umzugehen. Einige Dinge wie die extreme Herumreiserei und das Schlafen in Hotels kann man eh nicht ändern, das muss man eben akzeptieren. Aber natürlich hat man einen Einfluss bei der Wahl der Trainingspartner oder auch der Trainingsorte, und deswegen sind wir auch gerade hier und nicht in Zentralafrika, wo es ja auch warm wäre.

Sie haben schon so viele Titel und Medaillen gewonnen. Wie schaffen Sie es, sich immer wieder neu zu motivieren?
Der Weg ist das Ziel. Hört sich platt an, ist aber so. Ich strebe immer danach, mich zu verbessern, das professionelle Umfeld zu optimieren und natürlich den Spaß am Sport zu erhalten. Die Medaillen sind dann eher das Ergebnis und nicht die Motivation.

Wie sehr unterstützt Sie der Olympiastützpunkt Rheinland bei der Vorbereitung auf London?
Wir sind natürlich viel in der Weltgeschichte unterwegs und derzeit nicht all zu häufig im Rheinland anzutreffen, aber wenn wir dort sind, ist es ein gutes Gefühl zu wissen, dass uns der OSP Rheinland unterstützt und wir alle Einrichtungen von der Physiotherapie, den Krafträumen bis hin zur Laufbahnberatung nutzen können!

Wie wichtig ist der OSP allgemein bei der Betreuung der Athleten?
Ich glaube, dass die wenigsten Athleten in diversen Sportarten die Möglichkeit haben, sich ein eigenes Umfeld mit all den Einrichtungen, die zu einem OSP gehören, aufzubauen. Insofern stellen die OSPs in Deutschland eine im wahrsten Sinne des Wortes wichtige Anlaufstelle dar! Es ist klar, dass ein OSP eine immens hohe Bedeutung für das sportliche Umfeld der Athleten hat.

Welche anderen Sportler oder Sportarten verfolgen Sie noch?
Ich bin ein großer Fan aller Ballsportarten. Eigentlich gilt dem Fußball mein Hauptaugenmerk, aber als FC-Fan hat man da gerade wenig zu lachen. Basketball, Handball und auch die Leichtathletik verfolge ich mit großem Interesse, bleibe aber auch schon mal beim Golf oder Curling hängen.

Sie sind bekennender FC-Fan. Wie sehr schmerzt da die aktuelle Lage beim Club?
Tja, der FC gibt derzeit kein all zu gutes Bild ab. Ich wünsche mir für den Club, dass irgendwann mal in Ruhe etwas aufgebaut werden kann. Hierfür muss man aber die richtigen Personen finden. Natürlich spielt auch die Medienlandschaft in Köln jederzeit eine große Rolle.

Wenn Sie so oft unterwegs sind, was vermissen Sie am meisten an Köln?
Ich bin in der Tat mehr Tage im Ausland unterwegs als zu Hause. Außerhalb Deutschlands vermisse ich neben meiner Frau und Familie die Lebensfreude, sowie die Atmosphäre Kölns.

(Erschienen in Köln.Sport #5/2012)