„Müssen uns vor keinem verstecken“
Neuer Termin, aber altbekannte Strecke: Es lag kein einfaches Jahr hinter dem Köln-Marathon. Köln.Sport sprach mit Geschäftsführer Markus Frisch über die Situation bei Kölns größtem Lauf-Event.
Es war lange, wie sagt man so schön im Läufer-Jargon, ein offenes Rennen zwischen RheinStars-Geschäftsführer Stephan Baeck und „Marathon-Mann“ Markus Frisch. Erst kurz vor der Ziellinie bewiesen die Basketball-Fans den längeren Atem und sicherten Baeck den Titel „Macher im Kölner Sport“ in der Kategorie „Hauptamt“ (Köln.Sport berichtete). Dennoch: Platz zwei ist für Markus Frisch ein Spitzenresultat.
Es liegt nämlich kein einfaches Jahr hinter dem Geschäftsführer des Köln-Marathons. Der neue Termin im September zog offenbar nicht wie erwartet, dazu kam bei der Findung des 2015er-Zeitpunkts die Oberbürgermeister-Wahl in die Quere. Wie Frisch diese Stolpersteine umlief, wie wichtig Top-Athleten mit Spitzenzeiten für den Lauf sind und ob bei der Zusammenarbeit mit der Stadt noch Luft nach oben ist – darüber spricht Kölns „Marathon-Mann“ im Köln.Sport-Exklusivinterview.
Herr Frisch, Gratulation zum 2. Platz in unserer Macherwahl. Bestätigt das aus Ihrer Sicht auch den Stellenwert des RheinEnergieMarathons Köln in der Stadt?
Die Wahl war natürlich nicht unbedingt repräsentativ. (lacht) Ob das den Stellenwert des Marathons widerspiegelt, ist daher schwer zu sagen. Aber: Der Köln-Marathon ist die größte Breitensportveranstaltung in Nordrhein-Westfalen und dementsprechend auch von hohem Stellenwert für die Stadt Köln.
Fällt denn die Bilanz des diesjährigen Marathons ähnlich positiv aus wie das Votum der Köln.Sport-Leser für Sie?
Organisatorisch müssen wir uns vor keinem verstecken. Wir machen jedes Jahr nach der Veranstaltung eine Umfrage, kriegen dadurch auch immer eine Rückmeldung. Fazit ist: 95 Prozent der Teilnehmer würden den Köln-Marathon weiterempfehlen. Das finde ich schon sehr bemerkenswert.
Wie war das Feedback auf den neuen Termin im September?
Wir haben uns davon etwas mehr versprochen, das muss man sagen. Es ist wahrscheinlich zu früh gewesen, zu eng an den Sommerferien. Das war zumindest das Feedback, was wir bekommen haben. Das hat sich auch in den Teilnehmerzahlen niedergeschlagen.
Dass die Streckenführung erstmals beibehalten wurde, kam aber positiv an, oder?
Ja, auf jeden Fall. Wir hatten ja einmal die Rheinuferstraße als Streckenabschnitt, das war für viele nicht so attraktiv. Jetzt spiegelt die Strecke im Grunde die Stadt Köln wieder. Man hat auch wieder das Gefühl, man läuft durch die Stadt. Im Vergleich zum Rheinufer, das ja einfach nur eine lange Gerade ist, hat der jetzige Weg mehr Abwechslung.
Im nächsten Jahr kehrt der Marathon wieder zum Oktober-Termin zurück. Wie kam es zu der Entscheidung?
Unser Oberbürgermeister wird neu gewählt, da mussten wir dann weichen. Für mich hätte auch beides parallel stattfinden können, frei nach dem Motto „Lauf zur Wahl“. Aber es gibt natürlich Richtlinien, die besagen, dass bei Wahlen die Straßen frei sein müssen. So war eine zeitgleiche Austragung nicht möglich.
Wie ist die Rückmeldung aus der Läuferschaft zu der Entscheidung?
Für viele ist es natürlich angenehmer, terminlich nach hinten zu rücken. Der Termin, den wir im kommenden Jahr, ist ja auch der Ursprungstermin. Wir hatten seit 1997 das erste Oktober-Wochenende als fixen Termin. Das ist durch die Marathonmesse etwas aufgeweicht worden. Perspektivisch wird der Marathon jetzt immer am ersten Oktober-Wochenende stattfinden!
Bereits vor Wochen gestartet ist die neue Facebook-Kampagne „Dein Köln. Dein Ziel“ für den Marathon 2015. Was erhoffen Sie sich davon?
Wir versuchen die Leute dadurch etwas emotionaler anzusprechen. Jeder hat andere Vorstellungen, jeder nimmt die Strecke anders wahr, jeder hat individuelle Ziele: Der eine will persönliche Bestzeit laufen, der andere einfach nur ankommen oder Sightseeing machen. Jeder hat andere Interessen und Ziele, das wollen wir damit ausdrücken.
Schnelle Zeiten sind zuletzt Mangelware gewesen, die Topläufer sind selten in Köln am Start. Muss die Veranstaltung attraktiver für die Leistungsspitze werden oder ist es sinnvoller, auf die breite Masse zu setzen?
Wir sind schon die größte Breitensportveranstaltung Nordrhein-Westfalens, wir bewegen quasi eine Kleinstadt in der Großstadt. Natürlich ist der Breitensport unser Fokus. Nichtsdestotrotz lebt eine Veranstaltung davon, dass sie auch Spitzensport anbietet. Köln ist auch nicht uninteressant für Top-Athleten, es ist aber eine Frage des Budgets. Es heißt ja immer, die Kölner Strecke sei nicht schnell. Ich sage immer, die Strecke ist immer so schnell, wie das Budget groß ist. Ich glaube aber, dass man auch den Spitzensport braucht, schon allein für die mediale Reichweite.
Sie haben den Wert der Veranstaltung auch für die Stadt schon angesprochen. Wünschen Sie sich manchmal mehr Unterstützung von dieser Seite?
Absolut. Operativ haben wir eine sehr gute Basis in der Zusammenarbeit. Ich würde mir aber wünschen, dass der Marathon auch ideell noch einen höheren Stellenwert in der Stadt bekommt. In der Bewerbung, in der Außendarstellung. Angesichts der großen Konkurrenzsituation brauchen wir heute auch viele Läufer von außerhalb. Da ist die Stadt Köln unheimlich wichtig. Am Ende des Tages ist ein Marathon nur so gut, wie attraktiv die Stadt ist.Wenn ich ein attraktives Angebot in der Stadt habe, dann kommen auch gerne Lauftouristen. Momentan liegt der Ausländeranteil bei 10 Prozent, in Berlin liegt er beispielsweise über 50 Prozent. Da würde ich mir wünschen, dass die Stadt uns mehr mit ins Boot nimmt. Es gibt ja das Projekt „Sportstadt Köln“, das wird für mein Dafürhalten aber von der Stadt nicht wirklich gelebt. Andere Beispiele wie Hamburg, Frankfurt oder Düsseldorf, auch wenn man das in Köln nicht gerne hört, zeigen, dass es auch anders geht. Da ist hier sicherlich noch Luft nach oben.
Den zweiten Teil des Interviews über den Laufboom in Köln, erwünschte Hilfe seitens der Stadt und die Perspektive des Marathons lest Ihr morgen.