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Köln.Sport

„Man wird nicht mit Glück Meister“

Der Umbruch in der sportlichen Führung des FC Viktoria Köln kam überraschend – die anschließende Verpflichtung von Olaf Janßen nicht. Im Interview erklärt der Fußballlehrer, wie er in Höhenberg langfristig erfolgreich sein möchte.
Olaf Janßen

Seit Januar 2018 coacht der ehemalige FC-Profi Olaf Janßen Regionalligist Viktoria Köln (Foto: imago/Eduard Bopp)

Über die Paukenschläge beim FC Viktoria Köln, der Coach Marco Antwerpen und den Sportlichen Leiter Stephan Küsters aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr beschäftigt, ist mittlerweile Gras gewachsen. Jetzt steht wieder der Sport im Vordergrund – und mit ihm der neue Coach Olaf Janßen.

Herr Janßen, der Start in die Rückrunde hat durch Spielabsagen für ihr Team etwas auf sich warten lassen. Ist das für einen neuen Trainer eine Hilfe, weil er vor dem ersten Spiel länger Zeit hat?

Grundsätzlich ist es eine gute Sache, eine richtige Vorbereitung zu haben. Das bedeutet mehr Zeit für den Trainer, die Spieler kennenzulernen – und umgekehrt. Wir hatten ein hervorragendes Trainingslager in der Türkei. Dazu haben wir teilweise elf Ausfälle gleichzeitig gehabt, neben den Verletzten auch einige grippeerkrankte Spieler. Die kranken Spieler wären dann in Aachen auch noch ausgefallen, dementsprechend war es auch kein Nachteil, dass das Spiel ausgefallen ist.

Allerdings hat sich die Mannschaft ja gleich mehrfach auf Spiele vorbereitet und musste dann doch noch warten.

Ja, wir stellen in den Tagen vor einer Partie ja auch in den Sitzungen den Gegner vor. Wie erwarten wir ihn? Was wollen wir dagegensetzen? Welche Lösungen haben wir? Da ist es natürlich schon nervig, wenn dann wieder die Absage kommt. Dazu kommt, dass wir durch die Pokalspiele und den ohnehin schon eng getakteten Spielplan jetzt bis zum Saisonende fast ausschließlich englische Wochen durchspielen werden. Aber so ist es, das können wir nicht ändern.

Diese Art der Belastung bietet auch die Möglichkeit, sich in einen Lauf zu spielen …

Das ist richtig. Vor allem haben wir auch einen sehr ausgeglichenen Kader. Auch die Jungs, die in der Hinrunde etwas hinten dran waren, haben super aufgeholt. Sascha Eichmeier, Kemal Rüzgar, Leander Goralski, Tom Isecke – das sind Jungs, die große Schritte gemacht haben. Der Kader ist breit aufgestellt, und das wird in den englischen Wochen auch nötig sein. Es ist klar, dass da nicht 17 Mal die gleichen Spieler auflaufen können.

Worauf haben Sie in der Vorbereitung besonders Wert gelegt?

Wir hatten eine gute Basis, das ist klar. Gerade in Sachen Spielstärke, in Sachen Offensive hat ja schon einiges gestimmt, da ist die Mannschaft sehr, sehr stark. Wir haben intensiv daran gearbeitet, wie wir aus unserem Abwehrbereich den Ball ins Mittelfeld und schließlich in die Angriffszone bringen – taktische Abläufe, um flexibler zu werden. Was machen wir, wenn der Gegner tief steht? Was, wenn er im Pressing agiert? Das war ein großes Thema. Aber auch die Defensive war wesentlicher Bestandteil – vor allem die Frage, wo wir verteidigen wollen. Die Antwort ist, dass wir hoch verteidigen wollen, den Gegner früh stören und durch Gegenpressing Druck entfachen. Ein Ballverlust kann auch eine Chance für uns sein, wenn wir gemeinsam im Gegenpressing dafür arbeiten. Und der dritte Punkt war natürlich der körperliche Bereich, wie in jeder Vorbereitung. Wir haben zwei Laktattests gemacht, wo beim zweiten schon extreme Verbesserungen zu sehen waren.

Wie würden Sie denn ihre Handschrift beschreiben?

Ich stehe dafür, dass meine Mannschaft flexibel aufgestellt ist. Dass wir mehrere Systeme können. Dass wir auf Situationen im Spiel reagieren können – Rückstand, Vorsprung, Überzahl, Unterzahl. Und es gehört dazu, dass wir uns auch auf die Gegner einstellen. Klar muss es der Anspruch eines Teams wie Viktoria sein, dass sich der Gegner nach uns richtet. Dazu sind wir auch in der Lage. Aber es hat etwas mit Respekt und Strategie zu tun, den Gegner gut zu kennen, darauf zu reagieren und seine Vorteile daraus zu ziehen.

Der Umbruch bei Viktoria kam überraschend. Waren Sie auch überrascht, als das Angebot kam?

Dass ich angesprochen worden bin, als dann ein neuer Trainer gesucht wurde, hat mich nicht überrascht. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich mit Franz Wunderlich und Franz-Josef Wernze seit Jahren in Kontakt stehe und es auch immer mal wieder Gespräche gegeben hat. Deswegen war das keine Überraschung. Dass es zu der Situation kam – mein Abschied von St. Pauli und der Wechsel von Marco Antwerpen nach Münster – das war nicht abzusehen. Nach der Meisterschaft im Vorjahr und nun wieder Platz 1 im Winter bin ich nicht davon ausgegangen, dass die Viktoria zeitnah einen neuen Trainer sucht. Und die Menschen im Verein sicher auch nicht.

Ihr Vorgänger Marco Antwerpen führte die Viktoria zum Titel 2017, dazu nun wieder auf Platz eins. Heißt das, dass er vieles richtig gemacht hat und sie einiges von seinem Konzept übernehmen?

Dass er viel richtig gemacht hat, steht außer Frage. Man wird nicht mit Glück Meister und hält sich dann in der neuen Saison wieder auf Platz eins. Von daher muss Marco Antwerpen vieles richtig gemacht haben.

Warum Janßen der Mannschaft dennoch seine eigene Handschrift aufdrücken will und ob er auch im Falle eines Nicht-Aufstieges Viktoria-Trainer bleibt, lesen Sie im kompletten Interview des aktuellen Köln.Sport-Magazins.