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Köln.Sport

Louis Schaub – der Unterschiedsspieler

Obwohl er noch nicht allzu lange in Köln ist, hat Louis Schaub die Herzen der FC-Fans bereits erobert. Der Österreicher ist ein Spieler, der den Unterschied macht – und dem FC etwas gibt, was ihm so lange gefehlt hat.
Schaub

Mit seinen Dribblings verzückt Schaub die Fans (Foto: imago/Revierfoto)

Als Armin Veh im November vergangenen Jahres das Amt des Geschäftsführers Sport beim 1. FC Köln übernahm, wurde man den Eindruck nicht los, der Stuttgarter Meistertrainer von 2007 wolle nicht nur im Verein, sondern auch in der Mannschaft einiges umkrempeln. Neue Spielertypen sollten her, die vor allem in der Offensive für Belebung, Akzente und auch mal für das Unerwartete sorgen können. Spielertypen eben, die Effzeh-Fans schon seit Jahren sehnsüchtig herbeiwünschten, schließlich waren es nicht gerade die Bereiche Kreativität und Spielwitz, die das Kölner Offensivspiel der vergangenen Jahre auszeichneten.

Über ein halbes Jahr lang musste Veh einen Spagat schaffen: zum einen die Hoffnung auf den Klassenerhalt aufrechterhalten, zum anderen für den extrem wahrscheinlichen Fall des Abstiegs planen. Eine schwierige Situation, schließlich sind Partien gegen Erzgebirge Aue und den SV Sandhausen nicht gerade willkommene Argumente, um einen Kreativspieler für die eigene Mannschaft zu erwärmen. So verwunderte es ein Stück weit, als Veh Mitte Mai, als der Abstieg aus der Bundesliga bereits feststand, einen in Deutschland bis dahin noch unbekannten Neuzugang namens Louis Schaub vorstellte.

„Gesamtpaket hat gepasst“

Seine Qualitäten? Technisch beschlagen, guter Zug zum Tor, das Auge für die Mitspieler und eine gewisse freche fußballerische Grundeinstellung. Schaub könne auch ohne Probleme sofort Bundesliga spielen, sagte der Sportchef über seinen neuesten Transfer und weckte damit in vielen FC-Fans sofort die Hoffnung auf den so lange vermissten „Zehner“. War das nun endlich einer, der für die besonderen Momente sorgen würde?

Nach den ersten neun Ligapartien der neuen Zweitligasaison dürfte fast jeder Fan in der Domstadt diese Frage mit einem schallenden „Ja!“ antworten. Schaub ist beinahe in Rekordzeit zum Publikumsliebling geworden, überzeugt als Dribbler, Vorbereiter – und seit seinem Sahne-Tor per Seitfallzieher in Sandhausen – auch als torgefährlicher Mittelfeldspieler.

Das Spielsystem Markus Anfangs kommt ihm dabei offensiv sehr entgegen, mal taucht er im Zentrum, mal mit seinem starken linken Fuß auf der linken oder „spiegelverkehrt“ auf der rechten Seite auf. Bei letzterer Variante sucht er immer wieder den direkten Weg zum Tor, ob per Doppelpass, Übersteiger oder mit Körperfinten. Er soll viele Torbeteiligungen sammeln – und so einen entscheidenden Teil dazu beitragen, dass FC-Spiele im kommenden Jahr vornehmlich wieder samstags um 15.30 Uhr stattfinden.

„Ich habe den Traum, Bundesliga zu spielen, und da bin ich hier genau beim richtigen Verein“, sagt Schaub selbst. Dass er das bei einem anderen Team möglicherweise schon in diesem Jahr hätte tun können, ist ihm bewusst, dennoch hat er sich gezielt für den Wechsel nach Köln entschieden. „Als der Kontakt in der Rückrunde zustande kam, war der FC bereits Letzter und die Rettung ziemlich weit entfernt. Davon habe ich meine Entscheidung aber nicht abhängig gemacht. Für mich war viel wichtiger, dass ich mich mit dem Club identifizieren kann. Darüber hinaus hat das Gesamtpaket mit der Stadt, den Fans und der Tradition einfach gepasst.“

Die Hymne sitzt

Zwei Euro ins Phrasenschwein? Nicht unbedingt, dem abseits des Platzes so ruhigen und zurückhaltenden Österreicher nimmt man diese Worte tatsächlich ab. Heimat ist für ihn ein wichtiger Begriff, bei seinem ersten Club Rapid Wien spielte er insgesamt elf Jahre, durchlief dort alle Altersklassen. Und hatte auch eigentlich nicht das Gefühl, zwingend dort wegzumüssen.

„Es wäre auch eine Möglichkeit gewesen, ein Leben lang bei Rapid zu spielen. Es ist eine schöne Vorstellung, dass Spieler länger bei einem Verein bleiben. Deswegen habe ich hier auch für vier Jahre unterschrieben. Mir gefällt es hier richtig gut, ich kann mir vorstellen, lange zu bleiben.“ Musik in den Ohren eines jeden FC-Fans, der sich wohl bereits jetzt, lange bevor der Aufstieg feststeht, fragt, wie der österreichische Nationalspieler denn wohl in der Bundesliga zurechtkommen würde.

In Köln hat er sich zumindest schon hervorragend eingefügt – mit wirklich allem, was dazugehört. So übte er vor seiner ersten Saisoneröffnung vor 50.000 Menschen („Unglaublich, was da los war!“) schon einmal die FC-Hymne. „Ich habe den Text intensiv gelernt. Denn bei einem Fantreffen in Kitzbühel, wo die Hymne auch gespielt wurde, konnte ich ihn noch nicht. Das war nicht gut, deshalb habe ich mich drangesetzt“, sagt Schaub. Eher seltene Worte für einen Neuzugang, der 23-Jährige scheint aber schon genau verinnerlicht zu haben, worauf es bei seinem Engagement in Köln ankommt – auch neben dem Platz. Kein Wunder also, dass ihm bereits jetzt die Herzen der Fans zufliegen.

Für den FC entpuppt sich der Transfer des Österreichers, für den Armin Veh rund dreieinhalb Millionen Euro locker machte, schon jetzt als Volltreffer. „Ich bin überzeugt, dass er bei unserem Trainerteam bestens aufgehoben ist, um den nächsten Schritt zu machen und sich weiterzuentwickeln“, sagt der Geschäftsführer Sport. Und schaut man sich die schon jetzt rasante Entwicklung Schaubs an, kann man Armin Veh nur zustimmen. Er hat einen echten Unterschiedsspieler geholt – einer für die besonderen Momente, einer, der seit Ewigkeiten gefehlt hat.