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Köln.Sport

Kölsche WM-Helden: Heinz Flohe

Obwohl ihm technisch niemand etwas vormachen konnte, stand Heinz Flohe sowohl beim FC als auch in der Nationalelf immer ein wenig im Schatten von Wolfgang Overath. Doch  „Flocke“ wurde mit Deutschland Weltmeister und gewann mit dem FC das Double. Ein Foul eines späteren Kölners besiegelte sein vorzeitiges Karriereende. Teil Acht unser Serie zu den Kölschen WM-Helden:

Heinz Flohe verzückte mit seinen Dribblings nicht nur die Kölner Fans. Foto: Imago/Pressefoto Baumann

Sein erstes Länderspiel absolvierte Flohe am 22. November 1970. Beim 3:1 gegen Griechenland wurde er für Günther Netzer eingewechselt. Bei der EM 1972 wurde der Kölner Mittelfeldregisseur zwar noch nicht berücksichtigt, zwei Jahre später stand er dafür im deutschen Aufgebot, das die Weltmeisterschaft im eigenen Land gewann.

Flohe absolvierte drei Spiele während der WM 1974. Beim legendären deutsch-deutschen Duell, in dem die Auswahl der DDR völlig überraschend die Oberhand behielt, spielte er von Beginn an. Bundestrainer Helmut Schön setzte auf ein 4-3-3, bei dem neben Flohe auch dessen Kölner Teamkollegen Bernd Cullmann und Wolfgang Overath im Mittelfeld aufliefen. Doch der erhoffte Erfolg blieb aus, stattdessen sah es lange nach einem torlosen Remis aus.

In der 77. Minute kam es aus westdeutscher Sicht noch schlimmer: Jürgen Sparwasser nutzte eine Konterchance und traf zum 1:0 für die DDR. Das politisch hochbrisante Spiel ging verloren und damit verbunden auch der Gruppensieg. In der Zwischenrunde konnte die BRD-Auswahl aber überzeugen und zog ins Final ein. Im Münchner Olympiastadion gewann Deutschland gegen die holländische Elf von Rinus Michels mit 2:1. Heinz Flohe saß jedoch auf der Bank.

Filigraner Techniker

Zwei Jahre später, bei der EM 1976, wurde der filigrane Techniker jedoch noch mal wichtig für die deutsche Mannschaft: Bei der EM in Jugoslawien wurde Flohe im Halbfinale gegen die Gastgeber zur Halbzeitpause – beim Spielstand von 0:2 aus deutscher Sicht – eingewechselt und brachte das deutsche Team mit seinem Treffer zum 1:2 zurück ins Spiel. Auch im Finale gegen die Tschechoslowakei geriet Schöns Truppe mit 0:2 in Rückstand, auch in diesem Spiel wurde Flohe zur Pause eingewechselt. Die Deutschen kamen noch mal zurück und glichen kurz vor Spielende aus. Im Elfmeterschießen konnte „Flocke“ seinen Strafstoß zwar verwandeln, doch Uli Hoeneß schoss bekanntlich über das Tor und zerstörte so die Hoffnungen der deutschen Fans auf den EM-Titel.

Das letzte große Turnier von Heinz Flohe war die WM 78, bei der der amtierende Weltmeister seiner Favoritenrolle aber nicht gerecht werden konnte. Nur das 6:0 im Vorrundenspiel gegen Mexiko, bei dem Flohe einen Doppelpack schnürte, ist positiv in Erinnerung geblieben. Überschattet wurde es allerdings durch die blamable 2:3-Niederlage gegen Österreich, die als „Schmach von Córdoba“ in die Geschichte einging.

329 Spiele für den FC

Obwohl Heinz Flohe einer der besten Techniker der 70er Jahre war, kommt er nur auf 39 Länderspieleinsätze (acht Tore). Das lag vor allem daran, dass sich in dieser Epoche zwei andere, begnadete Spielmacher um den Platz im offensiven Mittelfeld des DFB stritten: Wolfgang Overath und Günter Netzer.

Nach der WM 1978 lief Heinz Flohe nie wieder für die Nationalmannschaft auf. Auch auf Vereinsebene musste „Flocke“ seine Karriere zwei Jahre später vorzeitig beenden. Grund war ein Schien- und Wadenbeinbruch, den er sich bei einem Foul des späteren Kölners Paul Steiner zugezogen hatte. Für den 1. FC Köln bestritt „Flocke“ 329 Spiele, in denen er 77 Tore erzielte. 2010 erlitt er einen Schwächeanfall und lag seitdem im künstlichen Koma. 2013 starb er im Alter von 65 Jahren.

Lesen sie hier Teil 1 (Bodo Illgner) und 2 (Bernd Cullmann)3 (Karl-Heinz Schnellinger)4 (Wolfgang Weber)5 (Wolfgang Overath) und 6 (Pierre Littbarski) unserer Reihe zu den Kölschen WM-Helden.