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Köln.Sport

Köln im Padelfieber

Die Gegner im Visier, die Wand im Rücken, den Partner an der Seite. Padeltennis ist eine Form des Tennissports, bei dem auch ohne Vorkenntnisse schnell Spielspaß aufkommt. Vor allem in der Domstadt, die in Sachen Padel deutschlandweit Pionierstatus besitzt.
Padel

Für Yannick Mann ist ein Leben ohne Padel mittlerweile undenkbar (Foto: Florence Weber)

Die Gegnerin spielt einen perfekten Lob, im klassischen Tennis hätte sie den Punkt so gut wie sicher. Doch beim Pádel, wie es im Spanischen heißt, gelten andere Regeln: Der Ball fliegt gegen die vier Meter hohe Plexiglaswand, die das Spielfeld auf der Grundlinie begrenzt, und springt von dort zurück ins Feld. Weiter geht’s – der Punkt ist noch lange nicht entschieden!

Sarah Weber ist immer noch hellauf begeistert von der simplen Spielidee des Padeltennis. Vor anderthalb Jahren hielt die heute 31-Jährige das erste Mal einen Padelschläger in der Hand, seither kann sie sich eigentlich kein besseres Workout mehr vorstellen. „Für jeden, der sich mal komplett auspowern möchte, ist Padeltennis genau das richtige“, schwärmt die Grundschullehrerin.

Mindestens ein Mal pro Woche kommt sie deshalb in die padelBOX im Kölner Stadtteil Weiden, hier befindet sich seit September 2016 Deutschlands größte Padelhalle mit vier Plätzen. Natürlich möchte Weber in jeder Trainingseinheit an ihrer Technik und Taktik feilen, doch mindestens genauso sehr wie die korrekte Ausführung ihrer Schläge und das richtige Stellungsspiel schätzt sie die Geselligkeit auf und neben dem Platz: „Die Stimmung beim Padeln ist im Vergleich zum Tennis viel lockerer. Der Sport ist für jedermann und nicht nur für technisch versierte Spieler.“

Action auf kleinstem Raum

Der Grund für die erhöhte Geselligkeit liegt dabei in der DNA der Sportart, die ihren Ursprung in den 1960er Jahren in Mexiko hat: Zum einen wird beim Padeltennis traditionell kein Einzel gespielt, es stehen im Doppel immer vier Leute gleichzeitig auf dem 20 mal 10 Meter großen Spielfeld.

Zum anderen wird der Court auf den Grund- und Außenlinien durch eine Art Käfig begrenzt. Weil die bis zu vier Meter hohen Wände in das Spiel mit eingebunden werden können, entsteht aufgrund des fehlenden Aus eine Dynamik im 360-Grad-Modus. Die Ballwechsel sind dadurch wesentlich länger als beim Tennis, auch ohne große Vorkenntnisse kommt so direkt Spielfreude auf. Kein Wunder also, dass Pádel aktuell als eine der am schnellsten wachsenden Sportarten der Welt gilt, fast überall auf dem Planeten schießen Courts aus dem Boden.

Rund 50 Plätze in Deutschland

In weiten Teilen Deutschlands tut man sich hingegen noch schwer mit der Mischform aus Tennis und Squash, insgesamt gibt es bislang nur rund 50 Plätze in der Bundesrepublik. Köln allerdings ist vom Padelfieber schon angesteckt: So wird in der Domstadt nicht nur in der landesweit größten sportartspezifischen Halle mit kurzen, paddelartigen Schlägern aus Kunststoff auf tennisähnliche Bälle geschlagen, sondern auch auf dem UniSportZentrum am Zülpicher Wall.

Der Universitätssport Köln ist die erste universitäre Einrichtung Deutschlands, die Pádel in ihr Sportprogramm aufgenommen hat, die Plätze sind dank Flutlicht und Kunstrasen zu fast jeder Tageszeit besetzt. Und auch die national erste „City-Liga“ für Padeltennis wurde in der rheinischen Metropole initiiert.

Soziale Komponente

Neben der sportlichen Herausforderung ist auch für padelBOX-Headcoach Yannik Mann die soziale Komponente der Sportart ein wesentlicher Grund dafür, dass immer mehr Leute die Fun-Sportart in ihr Herz schließen: „Beim Padeltennis ist man allein räumlich schon deutlich näher zusammen als beim Tennis, weshalb es automatisch viel mehr Kommunikation auf dem Platz gibt.“

Sein Vater Volker, ebenfalls passionierter Padelspieler, hat als Arzt sogar schon einen Artikel zum Padel aus seiner medizinischen Sichtweise geschrieben. Darin heißt es: „Pádel ist mehr ein Spiel als ein ‚ernster Sport‘, bringt als Begleiteffekt jedoch eine deutlich gesteigerte Fitness, Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit mit sich. Als Arzt möchte ich diese recht neue Sportart nahezu uneingeschränkt für alle Altersgruppen empfehlen.“

Dieser Empfehlung will Sohn Yannik unbedingt nachkommen. Neben seinem Sportstudium widmet er sich deshalb einer weiteren Aufgabe: Padeltennis auch in Deutschland populärer zu machen.

Schnelle Lernerfolge

Um sein Ziel zu erreichen, setzt er bei seinen Trainingsinhalten auf die richtige Mischung aus Übungs- und Spielformen. Der 27-Jährige vermittelt Anfängern zunächst die grundlegenden Schlagtech

niken, die vielfältigen taktischen Varianten spricht er erst bei den Fortgeschrittenen an.

Er ist überzeugt: „Man nimmt von jeder Trainingsstunde etwas mit, vor allem für Anfänger ist die Lernkurve zu Beginn sehr steil.“ Diesen Eindruck hat auch Sarah Weber, die ihre Fähigkeiten seit ihrem Debüt schon ordentlich ausgebaut hat und inzwischen schon am Betrieb der Kölner Padelliga teilnimmt.