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Köln.Sport

„Keiner soll sich auf Viktoria Köln freuen“

Marco Antwerpen

Marco Antwerpen ist der neue Trainer des FC Viktoria Köln
Foto: imago/Eibner

Marco Antwerpen ist der neue Trainer bei Viktoria Köln. Vor dem Saisonstart spricht er über seine Ziele mit den Höhenbergern. 

Herzlich willkommen zurück in Köln, Herr Antwerpen! 15 Jahre nach Ihrem Engagement als Spieler von Fortuna Köln sind Sie in die Domstadt zurückgekehrt, nun als Trainer bei Viktoria. Was hat Sie dazu bewogen, sich für Höhenberg zu entscheiden?
Mit Rot Weiss Ahlen ist trotz beschränkter Mittel der Sprung in die Regionalliga und dort der Klassenerhalt gelungen. Das soll für mich aber nicht das Ende der Fahnenstange sein. Als Fußballlehrer will ich nicht für immer unter semi-professionellen Bedingungen gegen den Abstieg aus der Regionalliga kämpfen. Viktoria ist als ambitionierter und professionell aufgestellter Klub genau das, wo ich hinwollte. Ich bin stolz, dass ich als Kandidat überzeugen konnte.

In Ahlen gab es zum Saisonende viel Chaos und einen Spieleraufstand wegen ausstehender Gehälter. Am Ende wurden Sie sogar gemeinsam mit Kapitän Felix Backszat, der Ihnen nun zur Viktoria gefolgt ist, suspendiert. Wie viel Einfluss hatte das auf Ihre Entscheidung, Ahlen zu verlassen?
Gar keine. Ich hatte dem Verein bereits im Februar mitgeteilt, dass ich ihn verlassen möchte. Es war an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen und sich zu verbessern. Die extrem hohe Qualität der Mannschaft, die tolle Infrastruktur des Vereins und eine überragende Nachwuchsarbeit bieten bei Viktoria Köln ein ganz anderes Niveau, um als Trainer zu arbeiten.

Die Ambitionen Ihres neuen Klubs gehen seit Jahren Richtung 3. Liga. Bisher wurde dieses Ziel immer – wenn teilweise auch knapp – verfehlt. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass der große Traum der Viktoria unter Ihrer Führung in Erfüllung geht?
Wir machen uns frei vom Ziel, nach 34 Spielen ganz oben zu stehen. Dafür gibt es in einer Saison einfach zu viele Unwägbarkeiten. Unsere Gedanken gehören allein einem guten Start in die Saison. Deshalb setzen wir uns mit der Mannschaft immer kleine Etappenziele. Wo wollen wir nach fünf Spieltagen stehen, wo nach zehn Spieltagen und wo zur Winterpause? Wir gehen Schritt für Schritt, auch wenn wir am Ende selbstverständlich trotzdem zur
Spitzengruppe gehören wollen.

Der Viktoria-Kader hat in diesem Sommer einmal mehr einige Veränderungen erfahren. Am Ende sind es elf Spieler, die Höhenberg verlassen haben. Waren Sie von der ersten Sekunde an in die Planungen involviert?
Natürlich. Es war uns wichtig, den Kader vor allem abzuspecken und deutlich kleiner zu halten als zuvor. Wir wollen mit einer kleineren Gruppe arbeiten, die dadurch in sich harmonischer ist. So soll auch jeder die Möglichkeit auf Spielzeit haben. Ein großer Kader bedeutet automatisch auch Unruhe. Das wollen wir vermeiden.

Marco Antwerpen, Trainer Viktoria

Alter: 44
Geburtsort: Unna
Funktion: Trainer
Bei Viktoria Köln seit: Juli 2016
Bisherige Vereine als Trainer: Rot Weiss Ahlen (2014 bis 2016 sowie 2012/13), Rot Weiss Ahlen U19 (Januar 2012 bis Juni 2012), SV Burgsteinfurt (November 2010 bis Januar 2012)
Sonstiges: Antwerpen stürmte als Profi 2000/01 für Viktoria-Rivale Fortuna Köln.
Foto: imago/Worbser

Viele Zu- und Abgänge bedeuten aber immer auch Herausforderungen beim Einspielen …
Wir sehen die Veränderungen, wie oft dargestellt, auch gar nicht als Umbruch. Die 16 Spieler, die bleiben, werden durch einige Neuzugänge ergänzt. Dabei haben wir sowohl bei Vertragsverlängerungen als auch bei Verpflichtungen vor allem auf Mentalität geachtet.

Ein großer Rückstand auf Meister Lotte stieß in der abgelaufenen Saison bei Viktoria übel auf. Was muss besser laufen, um bis zum Schluss ganz oben mitzumischen?
Das wage ich nicht zu beurteilen. Uns ist wichtig, über das System und eine Gewinnermentalität und nicht nur über die individuelle Qualität der Einzelspieler zum Erfolg zu kommen. Es soll der Vergangenheit angehören, sich auf das Spiel gegen das „Bayern München der Regionalliga“ zu freuen. Es muss ekelhaft sein, gegen uns zu spielen. Das haben wir uns zur Aufgabe gemacht.

Wer wird in der kommenden Saison um den Aufstieg mitspielen, und wie geht es für Ihren Ex-Verein Ahlen weiter, wo sportlich kein Stein auf dem anderen bleibt?
Ich bin mir sicher, dass Rot-Weiss Essen nach einer schwierigen Saison wieder ganz oben anklopfen wird. Auch Borussia Dortmund II und Rot-Weiß Oberhausen sehe ich in der Spitzengruppe, in der wir natürlich auch gerne mitmischen wollen. Das Kapitel Ahlen ist mit meinem Abgang geschlossen. Ich habe es nicht so mit Emotionalität zu alten Vereinen und kann mich sehr gut auf neue Aufgaben konzentrieren.

Das Gespräch führte Daniel Sobolewski