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Köln.Sport

„Kein Rennen wie das andere“

Andrasch Starke (hinten) feierte ein erfolgreiches Comeback. Foto: Kölner Renn-Verein

Ostermontag läutet der FC-Renntag die Galoppsaison in Weidenpesch ein.
Foto: Kölner Renn-Verein

Seit Anfang Januar leitet Philipp Hein die Geschäfte beim Kölner Rennverein. Kurz vor Saisonbeginn in Weidenpesch traf Köln.Sport den 29-Jährigen zum Interview.

Herr Hein, mit nicht einmal 30 Jahren haben Sie den Posten als Geschäftsführer des Kölner Renn-Vereins übernommen. Was hat Sie dazu bewegt, sich für diesen verantwortungsvollen Job zu bewerben?

Ich hatte die letzten vier Jahre eine schöne und intensive Zeit in Aachen in der Vermarktung des CHIO Aachen. Mit den Reit-Europameisterschaften im Sommer 2015 gab es dann nochmal ein absolutes Highlight. Danach wollte ich mal zur Ruhe kommen und überlegen, welche Perspektiven ich wo habe und ob es nicht noch andere spannende Herausforderungen im Bereich Sportmanagement gibt. Genau in dieser Phase habe ich von der Stelle beim Kölner Renn-Verein erfahren und nicht lange gezögert.

Sie haben sich gegen 44 Konkurrenten aus aller Welt durchgesetzt. Was ist Ihr Geheimnis?

Dass es 44 Bewerber aus der ganzen Welt gab, hat mich selber total überrascht. Ich kann keine Geheimnisse verraten, weil es bei mir nichts zu verheimlichen gibt. Ich habe in allen Gesprächen, die ich mit den Verantwortlichen geführt habe, immer ganz offen agiert und mich zu keiner Zeit verstellen müssen. Mit Eckhard Sauren ist seit Jahren bereits der jüngste Präsident des Kölner Renn-Verein im Amt, und dazu passt in gewisser Weise jetzt der jüngste Geschäftsführer.

Wo sehen Sie in Ihrem ersten Jahr als Geschäftsführer die größten Herausforderungen?

Ich muss im Bereich Renntechnik Wissen aufholen. Das bedeutet, dass ich das System, welches hinter der Ausrichtung eines Galopprennens steckt, verstehen muss. Kein Rennen an einem normalen Renntag ist w“Kein Rdie das andere und es gibt verschiedenste Formen, wie diese Rennen ausgeschrieben werden. Dafür bekomme ich aber vom Verein totale Unterstützung und ich habe ernsthaftes Interesse, diesen Bereich genau kennenzulernen, um auch mal in der Lage zu sein, eigene Ideen zu platzieren.

Was macht für Sie die Faszination Pferderennen aus?

Da gibt es zwei Komponenten. Auf der einen Seite ist es der Respekt vor dem sportlichen Aspekt. Ich finde es unglaublich, mit welcher Geschwindigkeit und Dynamik sich diese Tiere bewegen und welchen Mut ein Jockey aufbringen muss, um im Rennen aufs Ganze gehen zu können. Dazu kommt das Adrenalin, welches ich als Zuschauer verspüre, wenn ich einen Wettschein in der Hand halte, auf dem der Name meines Favoriten steht. Auf der anderen Seite ist jeder Renntag ein faszinierendes Event. Es gibt immer was zu gucken, zu erleben, man trifft Menschen aus verschiedensten Bereichen, und das auch noch in einer einzigartigen Location bei (meist) tollem Wetter und guter Bewirtung. Was gibt es Schöneres?

Sie verfügen über jahrelange Erfahrung in der Vermarktung des CHIO Aachen und zuletzt auch der Reitsport-EM 2015. Wie viel davon lässt sich in die Galoppwelt übertragen?

Was sich mit Sicherheit übertragen lässt, sind Teile der Strukturen und Arbeitsabläufe, die man im Rahmen einer EM kennenlernt. Dazu die mediale Aufmerksamkeit auf allen Kanälen und der Umgang mit dem Thema Hospitality. Aber ich möchte nicht den CHIO Aachen nach Köln auf die Rennbahn kopieren, weil ich finde, dass der Rennsport Alleinstellungsmerkmale hat, die es sonst nirgendwo gibt, und das ist die Basis für unsere Arbeit.

Bei Wettumsatz und Zuschauerzahlen konnte die Kölner Rennbahn in den vergangenen Jahren Steigerungen erzielen. Wo sehen Sie Verbesserungspotenzial?

Verbessern kann man sich immer und das muss auch der Anspruch eines jeden Veranstalters sein, sonst fehlt der Biss und das spüren die Zuschauer sofort. Wir wollen uns an vielen Stellen verbessern, um den positiven Trend der letzten Jahre weiter zu befeuern. Für die Zuschauer möchten wir im ersten Schritt die An- und Abreise attraktiver machen, deswegen haben wir mit unserem Partner KölnTicket erstmals die Jahreskarte mit VRS-Tickets an Renntagen versehen. Jetzt kann jeder, der ein Ticket im Onlinevorverkauf bestellt, bequem mit Bus und Bahn anreisen und sich fast bis vor den Haupteingang fahren lassen. Weitere Potenziale sehe ich im Bereich der Vermarktung. Wir haben noch ein paar Filetstücke, für die wir die richtigen Partner gewinnen müssen.

Mit welchen Aktionen wollen Sie neue Zielgruppen für den Sport erschließen?

Das Thema Digitalisierung muss auch im Rennsport und auf den Rennbahnen Einzug erhalten. Das Smartphone ist wichtiger Bestandteil der täglichen Kommunikation. Warum nutzen wir diesen Trend nicht und versuchen mit attraktiven Inhalten den Ablauf eines Renntages zu vereinfachen. Ein erster Schritt ist unsere neue Website, die seit kurzer Zeit online ist. Damit geben wir die Richtung vor, in die wir uns in Zukunft entwickeln möchten.

Philipp Hein (Foto: imago/Frank Sorge)

Philipp Hein löste im Januar Benedikt Faßbender-Fiegl als Geschäftsführer des Kölner Renn-Vereins ab. (Foto: imago/Frank Sorge)

Seit zwei Jahren pflegt der Kölner Renn-Verein eine eigene Facebook-Seite. Welchen Stellenwert messen Sie sozialen Netzwerken für die Vermarktung bei?

Das Thema genießt bei mir eine sehr hohe Priorität. Ich stimme mich fast täglich mit dem Team ab, das sich um unseren Auftritt kümmert, und wir sind ständig auf der Suche nach spannenden Themen und Aktionen. Wichtig ist die Interaktion mit unseren Fans, die größtenteils aus der Kölner Region kommen und damit auch regelmäßig die Rennbahn besuchen.

13 Rennveranstaltungen stehen in Köln in diesem Jahr auf dem Programm. Auf welche Highlights freuen Sie sich besonders?

Erstmal freue ich mich auf den FC-Renntag zugunsten der Stiftung 1. FC. Köln am 28. März. Dies wird der erste Renntag sein, den ich von vorne bis hinten als neuer Verantwortlicher begleitet habe. Das ist für mich persönlich ein wichtiger Meilenstein. Ein Highlight wird die neue Champions League Serie werden. Die elf größten Rennen in Deutschland zusammengefasst unter dem Dach einer Serie. Köln hat drei Rennen, die zu dieser Serie gehören. Zum Abschluss kommt dann der Renntag Kölner Partnerstädte, den wir gemeinsam mit dem Verein Cologne Alliance ausrichten. Dort werden wir das Thema Kölner Städtepartnerschaften mit vielen neuen Partnern beleben und in den Renntag integrieren.

Die Anlage in Weidenpesch gilt als Familienrennbahn. Wie werden Sie diesem Ruf in der anstehenden Saison gerecht?

Wir haben 2016 zwei Familienrenntage (17. April und 3. Oktober), an denen wir ein ganz besonderes Kinderprogramm anbieten. Aber auch an den anderen Renntagen wird das Thema Unterhaltung für Klein und Groß immer eine zentrale Rolle einnehmen.

Die Sanierung der Haupttribüne ist eines der Großprojekte der Kölner Rennbahn. Letztes Frühjahr ist die erste Etappe abgeschlossen worden. Gibt es weitere konkrete Pläne?

Einen konkreten Zeitplan für die Umsetzung der weiteren Bauabschnitte gibt es aktuell noch nicht. Wir suchen weiterhin nach Möglichkeiten, dieses Projekt auf mehrere starke Schultern zu verteilen.

Hand auf’s Herz: Haben Sie beim Pferderennen selbst schon Geld verzockt – oder auch einen schönen Gewinn eingefahren?

Natürlich habe ich auch meine Erfahrungen beim Wetten auf der Kölner Rennbahn gesammelt. Man muss ja Gefühl dafür bekommen, womit der Renn-Verein sein Geld verdient. Meist habe ich die gewonnene Euros direkt in ein Getränk oder eine Currywurst auf der Rennbahn reinvestiert.

Wie viel frischen Wind braucht der Galoppsport in Deutschland?

Das kann ich nach zwei Monaten im Amt und ohne einen eigenen Renntag veranstaltet zu haben noch nicht sagen. Verjüngung ist ein Prozess, der irgendwo eingeleitet werden muss und nicht von heute auf morgen entstehen kann. Ich denke, eine gesunde Mischung aus Erfahrung und frischem Wind tut in vielen Situationen gut. Auch dem Galopprennsport.

Welche Visionen haben Sie für den Sport in Deutschland und speziell in Köln?

Ich wünsche mir, dass man irgendwann wieder den „Preis von Europa“ live im Free-TV verfolgen kann und der Moderator eröffnet die Sendung mit den Worten: Wir melden uns live von der ausverkaufte Galopprennbahn in Köln-Weidenpesch…

Ihr Wunsch für die Rennsaison 2016?

„Hals und Bein“ natürlich!

Renntermine 2016

Ostermontag, 28.03.: FC-Renntag zugunsten der Stiftung 1. FC Köln

So., 17.04.: Karin Baronin von Ullmann-Schwarzgold-Rennen (Familienrenntag)

Di., 26.04.: After-Work-Renntag

So., 08.05.: 81. Gerling-Preis

Pfingstmontag, 16.05.: 31. Mehl- Mülhens-Rennen

Mo., 06.06.: After-Work-Renntag

So., 19.06.: 181. Oppenheim-Union- Rennen

Mo., 01.08.: After-Work-Renntag

Di., 23.08.: After-Work-Renntag

Sa., 24.09.: Boxenstopp Autoshow & Pferderennen, Winterköniginnen-Trial

So., 25.09.: 54. Preis von Europa

Mo., 03.10.: BHF Bank Herbstpreis (Familienrenntag)

So., 16.10.: Renntag Kölner Partnerstädte, Preis des Winterfavoriten