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Köln.Sport

„Herausforderung für die Vereine“

Der Kölner Sportfan schwelgt gerne in alten Zeiten. Was den Schwimmsport betrifft, liegen die erfolgreichen bereits einige Jahrzehnte zurück.
Heckmann

KölnBäder-Chefin Claudia Heckmann vor einem Modellentwurf des Zollstockbades. Seit dem 1. Februar führt sie die Geschäfte des Tochterunternehmens der Stadtwerke Köln GmbH (Foto: Köln.Sport)

Genauer gesagt in den 80ern. Damals machte Bundestrainer Trainer Gerhard Hetz die Domstadt zu einer Schwimm-Hochburg – mit Top-Athleten wie Reiner Henkel, Ina Beyermann oder Petra Zindler, die international für Furore sorgten. Dazu gewann der SV Rhenania Köln zu dieser Zeit mit seinen Schwimmern unzählige Deutsche Meisterschaften. Doch von solchen Erfolgen ist der Schwimm-Standort Köln heute weit entfernt. Was sind die Gründe? Und was muss sich ändern, damit man wieder in Nähe dieser guten alten Zeiten kommt? Köln.Sport sprach darüber mit Claudia Heckmann, Präsidentin des Schwimmverbandes NRW und seit Anfang Februar neue Geschäftsführerin der KölnBäder GmbH.

Frau Heckmann, in den 80er Jahren zählte Köln im Schwimmsport zu den Topadressen in Deutschland, war mit seinen Athleten sogar regelmäßig bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften erfolgreich. Doch heute spielt Köln im Leistungsschwimmen nur noch eine untergeordnete Rolle. Was sind die Gründe dafür?

Die Gründe sind vielschichtig. Doch dies betrifft nicht nur Köln, sondern auch viele andere Leistungsstandorte, die mit starken Leistungsschwankungen zu kämpfen haben. In der Regel benötigt man als Athlet zwölf bis fünfzehn Jahre, um es an die Spitze zu schaffen. Manchmal treffen in einem Verein oder an einem Stützpunkt auch mehrere Top-Schwimmer zur gleichen Zeit zusammen. Endet dann ein solcher Zyklus, mangelt es häufig an Nachwuchs, um das Leistungsniveau aufrechtzuerhalten.

Wie sieht es um den Kölner Schwimm-Nachwuchs aus?

In Köln gibt es nicht weniger Schwimm-Talente als anderswo. Wir müssen sie nur finden. Ich weiß, dass sich die Vereine hier wieder verstärkt um den Nachwuchs bemühen. Aber es ist ein sehr langer Prozess, der viel Arbeit bedarf. Für die Vereine stellt der Leistungsbereich eine große Herausforderung dar, denn man benötigt qualifizierte Trainer und eben viel Zeit. Doch viele Kinder lernen heutzutage erst in der Schule das Schwimmen, manche sogar erst zum Ende der Grundschulzeit. Dabei sollten Kids mit zehn Jahren im Schwimmsport bereits erste Wettkämpfe bestreiten. Rechnet man dann rund zwölf Jahre Schwimmausbildung hinzu, ist das oft zu spät für den Leistungssport. Außerdem begünstigen „G8“ und der Ganztag in den Schulen es nicht gerade, dass Kinder in ihrer knapp bemessenen Freizeit zum Sport finden.

Obwohl in Köln mehr Vereine im Schwimmsport aktiv sind als in Essen, hat Köln nur den Status eines Landesleistungsstützpunktes (LLSP), Essen aber ist Bundesstützpunkt (BSP). Wie erklärt sich das?

Es gibt mit Essen nur einen einzigen BSP in NRW. Die Anzahl der Stützpunkte wurden vom Deutschen Olympischen Sport-Bund (DOSB) reduziert, was eben auch bedeutet, dass die Kriterien heute höher sind als noch vor einigen Jahren. Insofern hat Köln das als LLSP schon ganz gut hinbekommen und kann einen Weg beschreiten, der wieder weiter nach oben führt. Was die Anzahl der Vereine betrifft: Es betreiben längst nicht alle der rund 600 Vereine in NRW Hochleistungs-Wettkampfsport bis zur internationalen Ebene, es sind vielleicht 30 an der Zahl. In Essen haben sich mehrere Vereine, die Wettkampfsport betreiben, als „SG Essen“ zusammengeschlossen und finanzieren diesen Stützpunkt sozusagen auch.

Apropos Wettkampf: Warum finden in Köln keine großen Schwimm-Events wie Deutsche Meisterschaften vor Publikum statt?

Das Landesleistungszentrum an der Deutschen Sporthochschule verfügt zwar über ein 50-m-Sportbecken, aber nur über eine begrenzte Anzahl an Zuschauerplätzen und ist insofern für größere Veranstaltungen nicht geeignet. Das 50-m-Becken des Stadionbads befindet sich im Freibadbereich und erfüllt leider die aktuellen Wettkampfbestimmungen nicht. Wenn man allerdings das Thema Wasserflächen und -infrastruktur in der wachsenden Stadt Köln perspektivisch angeht, wird man in dem Zusammenhang sicher auch über eine geeignete Wettkampf-Location nachdenken.

Die Wasserfläche in Köln ist begrenzt, auch für das Schul- und Vereinsschwimmen. Könnte man Vereine mithilfe von Fördermitteln dazu ermuntern, selbst zum „Bauherr“ einer eigenen Schwimmanlage zu werden?

Es gibt in NRW rund 150 bis 200 vereinsbetriebene Schwimmbäder. Bei diesen Bädern handelt es sich in der Regel jedoch um Anlagen in kleineren Gemeinden, die vor der Schließung standen und nun von Bürger- oder Schwimmvereinen privat weiterbetrieben werden, auf ehrenamtlicher Basis. Grundlegend verschlingt ein Schwimmbad aber wesentlich höhere Kosten für Bau und Unterhalt als etwa ein Fußballplatz. Deshalb können sich die Schwimmvereine ein eigenes, wettkampfgeeignetes Bad in der Regel nicht leisten.

Zuletzt hat das Kölner Hundeschwimmen der KölnBäder für positive Schlagzeilen in der überregionalen Presse gesorgt. Wann schafft dies wieder ein Kölner Schwimmer – könnte es bei Olympia 2024 schon soweit sein?

Wenn man davon ausgeht, dass hier irgendwo ein Schwimm-Talent schlummert, dann braucht es noch fünf bis zehn Jahre, bis es bereit ist für Spitzenleistungen. Ich halte es für möglich, dass Sie nach diesem Zeitraum eine erfolgreiche Schwimmerin oder einen Schwimmer aus Köln zu einem Interview bitten können.