fbpx
Köln.Sport

Hausaufgaben erledigt

Die FC Kaderplaner Jörg Schmadtke (vorne) und Jörg Jakobs waren bislang äußerst fleißig Foto: IMAGO

Die FC-Kaderplaner Jörg Schmadtke (vorne) und Jörg Jakobs waren bislang äußerst fleißig
Foto: IMAGO

Der 1. FC Köln schließt seine Kaderplanung voraussichtlich schon vor dem Start der WM in Brasilien ab. Das zeigt: Die Verantwortlichen verfolgen einen klaren Plan.

KOMMENTAR

Während viele andere Bundesligisten noch eifrig den Markt auf der Suche nach Verstärkungen sondieren, geht es rund ums Geißbockheim im Kölner Grüngürtel erfrischend unaufgeregt zu. Kein Wunder, immerhin hat der 1. FC Köln in Sachen Personalplanung frühzeitig für Klarheit gesorgt. Genau drei Wochen vor dem Start der Sommervorbereitung am 2. Juli stehen bereits sieben externe Zugänge fest.

Dabei legte das Duo Jörg Schmadtke und Jörg Jakobs vor allem Wert darauf, den Kader mit Spielern zu verstärken, die nicht nur Bock auf Bundesliga, sondern vor allem Lust auf Verein und Stadt haben. Wie im Fall von Simon Zoller, der für geschätzte 3 Millionen Euro vom letztjährigen Konkurrenten aus Kaiserslautern kommt. Trotz eines Angebots von Borussia Mönchengladbach wollte der 22-Jährige nur zum FC. Sieht man die Bilder, die Zoller im FC-Retrotrikot vor der kölschen Kultkneipe „4711″ auf Mallorca zeigen, kauft man ihm diese Worte ab. Der Angreifer, der in der abgelaufenen Saison 13 Zweitligatore erzielte, wird beim FC erstmals Bundesliga-Luft schnuppern und diese Chance nutzen wollen. Gleiches gilt für den japanischen WM-Fahrer Yuya Osako. In der Rückrunde hinterließ der 24-Jährige bei 1860 München in einer durchschnittlichen Mannschaft einen guten bis sehr guten Eindruck (6 Tore). Dass die Verpflichtung von Osako – in der Heimat ein Star – dem Verein auch aus marketingtechnischer Perspektive gut zu Gesicht steht, ist ein weiterer positiver Aspekt.

Mit Patrick Helmes, Anthony Ujah, Bard Finne und den beiden Neuzugängen verfügt der FC in der kommenden Saison über fünf nominelle Stürmer, von denen bislang aber lediglich Routinier Helmes seine Qualität in der höchsten deutschen Spielklasse unter Beweis stellte. Der Konkurrenzkampf in vorderster Front ist also groß. Und das ist gut so. Wenn man bedenkt, dass die diesjährigen Absteiger aus Braunschweig (29 Tore) und Nürnberg (37) die mit Abstand harmlosesten Offensivreihen stellten (in der Vorsaison traf Greuther Fürth sogar nur 26-Mal), dann kann es nur förderlich sein, dass der 1. FC Köln in der Offensive mehrere Alternativen parat hat. So kann auch mal eine Verletzung oder ein anhaltendes Formtief aufgefangen werden, ohne dass zwangsweise die Qualität leidet.

Gleiches gilt in der Defensive, wo das Innenverteidiger-Duo Kevin Wimmer und Dominic Maroh in der Vorbereitung um seinen Stammplatz kämpfen muss. Konkurrenz kommt in Form des ablösefrei verpflichteten albanischen Nationalspielers Mergim Mavraj, und auch in Person von Tomas Kalas. Der 21-jährige Tscheche wird für ein Jahr vom FC Chelsea ausgeliehen. Die Londoner hoffen, dass der Innenverteidiger Spielpraxis sammelt, den nächsten Schritt macht und anschließend stärker zurückkehrt. Denn verkaufen will Star-Coach José Mourinho Kalas nicht. Das spricht nicht unbedingt gegen den Innenverteidiger.

Konkurrenz belebt das Geschäft! Darauf hoffen die Verantwortlichen nicht nur im Zentrum, sondern auch auf den Außenpositionen. Links ist Dusan Svento von RB Salzburg vielseitig einsetzbar, auf der Rechtsverteidigerposition, wo Kapitän Miso Brecko zuletzt lange konkurrenzlos agierte, verspricht der polnische Nationalspieler Pawel Olkowski neuen Schwung. Mit Kevin Vogt komplettiert ein robuster Mittelfeldspieler mit Perspektive die Riege der Neuen. Zudem stößt mit U19-Nationaltorwart Daniel Mesenhöler ein talentierter Nachwuchsspieler mit Stallgeruch zur Mannschaft.

Die Transferaktivitäten des 1. FC Köln im Sommer 2014 wirken allesamt gut durchdacht und zeugen von einer realistischen Selbsteinschätzung. Mussten es in der Vergangenheit stets große Namen sein, die meist lediglich unerfüllte Hoffnungen zurückließen, steht nun das Kollektiv im Mittelpunkt. Mannschaften wie der FC Augsburg oder der Sport-Club Freiburg haben vorgemacht, was eine starke Gemeinschaft unter kompetenter Führung bewirken kann. Keine Frage: Das Umfeld und die Möglichkeiten in Köln sind seit jeher erstklassig. Es scheint, als könne die Mannschaft nachziehen.

Stefan Kühlborn