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„Gutes Golf braucht Zeit“: Schmadtke/Schumacher im Gespräch

Jörg Schmadtke (l.) und Toni Schumacher (beide 1. FC Köln) im GOLFSPIEL-Gespräch im Gut Lärchenhof

Gut gelaunt: Die FC-Bosse Jörg Schmadtke (l.) und Toni Schumacher im GOLFSPIEL-Gespräch
Alle Fotos: Thomas Fähnrich

Jörg Schmadtke und Toni Schumacher teilen nicht nur denselben Verein, sie teilen auch die Leidenschaft fürs Golfen. Wir haben die FC-Bosse im Gut Lärchenhof zum Gespräch getroffen.

Um eines direkt zu klären: Wer von Ihnen beiden ist der Bessere auf dem Golfplatz?

Toni Schumacher: Ich nehme an, dass das Jörg ist, weil er mehr Zeit hat. (lacht) Ich kenne sein Handicap nicht, und wir haben noch nie zusammen gespielt. An unserem Turnier zugunsten der Stiftung 1. FC Köln konnte ich aus Verletzungsgründen nicht teilnehmen. Aber dort hat Jörg vorne mitgespielt, also dürfte er ein ziemlich schlechtes Handicap haben. Solche Turniere gewinnen nur Handicap-Schoner … (lacht)

Jörg Schmadtke: Ich weiß nicht mal, ob du überhaupt spielen kannst. Ich habe dich noch nie auf dem Golfplatz gesehen. Aber vermutlich bist du der Bessere. Sie beide entspannen gerne auf ­einer netten Runde.

Ist das ruhi­gere Golf das passende Pendant zum lauten Fußball?

Schmadtke: Golf funktioniert so nur dann, wenn du das Telefon wirklich weglegst. Ich habe schon Runden gespielt, auf denen ich das Telefon dabei hatte, weil noch etwas erledigt werden musste. Das war dann störend. Wenn du es aber weglegst und mit Freunden eine Runde drehst, dann bist du danach wirklich entspannt. Das ist auch Hygiene für den Kopf, weil man einfach herunterkommt. Das mache ich sehr gerne.

Schumacher: Ich möchte keine Sportart der Welt mit Fußball tauschen. Golf ist etwas ganz anderes, man kann bei entsprechender Gesundheit bis ins hohe Alter spielen und ist an der frischen Luft. Wenn man dann noch schafft, dass der Ehepartner auch mitspielt, dann ist es die ideale Sportart – nach der eigentlichen Karriere.

Was kann ein Fußballer denn mit aufs Grün nehmen?

Schumacher: Man kann einiges vom Fußball herübernehmen. Wer nicht viel trainiert, kann auch nicht viel besser werden. Wer mehr macht als der andere, erzielt auch die besseren Ergebnisse. Das ist in jeder anderen Sportart auch so. Wenn du ein besserer Golfer werden willst, musst du viel auf der Bahn sein, viel mit einem Trainer arbeiten und auf die Driving­range gehen.

Schmadtke: Bewegungstalent dürften die meisten Fußballer haben. Was man aber lernen muss, ist, dass Kraft nicht gleich Länge ist. Das ist sicher die wichtigste Erkenntnis, die man auf dem Platz relativ schnell erlangt.

Dieses Interview war Titelgeschichte der ersten GOLFSPIEL-Ausgabe 2016

Dieses Interview war Titelgeschichte der ersten GOLFSPIEL-Ausgabe 2016

Und andersherum? Was können Fußballer vom Golf lernen?

Schmadtke: Dass jede Situation einzigartig ist und jede Situation volle Konzentration erfordert. Alles davor und alles danach zählt nicht, behindert aber auch nicht. Man ist einfach im Hier und Jetzt.

Viele Fußballer spielen nach ihrer Karriere gerne Golf. Woher kommt diese Faszination?

Schumacher: Es ist wieder eine neue Herausforderung. Dazu haben Fußballer auch die Zeit, diesen Sport gut und lange ausüben zu können. Oliver Kahn beispielsweise ist auch ein besessener Golfer, der jede freie Minute auf dem Platz verbringt. Wenn man die Zeit dafür hat, ist das doch wunderbar.

Schmadtke: Viele spielen beispielsweise auch Tennis. Es scheint mir, als würde Fußballer alles mit einem Ball ganz gerne machen. Der Vorteil beim Golf ist: Du hast deine Ruhe. Da rennt niemand während der Runde hinter dir her und will ein Foto oder ein ­Autogramm. Auf dem Platz kannst du komplett bei dir sein. Das ist sicherlich mit ein Grund, weshalb Fußballer gerne dem Golfsport frönen und dabei Spaß haben.

Sie wirken allgemein sehr ruhig und ausgeglichen, Herr ­Schmadtke. Gilt das auch auf der Runde, oder wird es dort schon einmal lauter?

Schmadtke: Wenn ich auf der Eins mit vollem Bag losgehe, habe ich auch nach der 18 noch ein volles Bag. Ich ärgere mich aber schon – es hat auch Runden gegeben, bei denen ich ein, zwei Löcher nicht zu Ende gespielt habe. Das passiert ab und zu, aber in der Regel spiele ich zur Entspannung und zum Spaß.

Und bei Ihnen, Herr Schumacher? Sie waren auf dem Fußballplatz immer sehr emotional. Fliegt bei Ihnen schon einmal der Schläger?

Schumacher: Nein, so was mache ich nicht. Emotional bin ich aber schon auf der Runde: Wenn mir ein Riesenschlag gelungen ist, dann lasse ich schon einmal einen Schrei heraus. Und dann erinnere ich mich wieder, dass ich hier beim Golf und nicht beim Fußball bin. Ich bin eben ein Mensch, der alles im Leben mit Emotion und Leidenschaft macht. Das gilt auch für das Golfen!

Herr Schmadtke, Sie sagten in ­einem Interview, dass man beim Golf den Menschen gut kennenlernt – nicht immer nur im Positiven. Was meinen Sie damit?

Schmadtke: Auf dem Golfplatz wird einfach viel gelogen. Da werden Bälle besser gelegt, wenn man glaubt, der andere sieht es nicht, da wird falsch gezählt. Manchmal ist das Schusseligkeit, manchmal aber auch Absicht. Es scheint immer noch Menschen zu geben, die glauben, sie müssten sich selbst belügen. Am Ende spiele ich doch gegen mein Handicap und nicht gegen einen anderen.

Wie sehen Sie das, Herr Schumacher?

Schumacher: Jörg hat völlig recht. Ob jetzt ein Ball da oder dort lag: Ich betrüge nicht die anderen, ich betrüge mich selbst. Bei einem Anfänger verstehe ich das schon, wenn man bei einem Par 5 einige Schläge zu viel hat und nicht mehr hinterherkommt mit dem Zählen. Dafür sind dann die Flightpartner als Hilfe da. Aber als Sportler verstehe ich nicht, dass man sich da selbst so belügen kann. Ich spiele ja nicht gegen die Kollegen, ich spiele doch gegen mich selbst!

Mit wem gehen Sie denn gerne auf die Runde, Herr Schmadtke?

Schmadtke: Zum Beispiel mit FC-Vereinsarzt Peter Schäferhoff, weil der auch im Gut Lärchenhof Mitglied ist. Gerne gehe ich auch mit meinem ­Bruder auf den Platz. Wir haben uns zwar auch einmal richtig dabei gestritten, aber es ist ansonsten sehr entspannt, und er ist ein sehr guter Golfer. Wir nutzen dann die Zeit, um einiges zu besprechen. Er lebt in Düsseldorf, ich hier in Köln – die Plätze in der Region sind allesamt nicht sicher vor uns. (lacht)

Er hat Sie auch wieder auf den Golfplatz gelockt. Wie hat er das geschafft?

Schmadtke: Das ist eine ganz ­witzige Geschichte. Als Aktiver habe ich ­bereits Anfang der Neunzigerjahre angefangen, dann ist das aber wieder eingeschlafen. Mein Bruder, der erst über mich zum Golfen gekommen ist, hat dann irgendwann angefangen, mich zu überreden, ich müsste doch meine Golftasche mal wieder packen, wir sollten doch zusammen auf die Runde gehen und ich hätte in meinem Alter die Bewegung auch dringend nötig. Irgendwann habe ich eingewilligt und meine Leidenschaft war wieder entfacht.

Jörg Schmadtke Alter: 51 Handicap: 34 Golfspieler seit: Anfang der 90er Jahre Runden pro Jahr: 25 Lieblingsgolfer: Martin Kaymer Am liebsten auf der Runde mit: seinem Bruder

JÖRG SCHMADTKE
Alter: 51
Handicap: 34
Golfspieler seit: Anfang der 90er Jahre
Runden pro Jahr: 25
Lieblingsgolfer: Martin Kaymer
Am liebsten auf der Runde mit: seinem Bruder

Herr Schumacher, wie sind Sie denn zum Golfen gekommen?

Schumacher: Über die Eagles (Golfcharity-Vereinigung mit vielen prominenten Ex-Sportlern und Schauspielern, Anm. d. Red.). Ich habe nach meiner aktiven Karriere in Portugal das Golfspielen gelernt, meine erste Runde war direkt auf San ­Lorenzo. Eine echte Hausnummer. Das ist schon etwas unverschämt, oder? (lacht) Aber ich war bei vielen Sachen ein richtiges Glückskind. Meine erste Tauchstunde hatte ich beispielsweise am Great Barrier Reef. Aber zum Golf kam ich erst nach dem Fußball. Parallel funktionierte das aus naheliegenden Gründen für mich nicht. Man kann nur in einer Sache richtig gut sein.

Also wollen Sie auf dem Golfplatz so gut wie möglich sein?

Schumacher: Ja, das ist aber ein großes Problem. Da ist dann – weil ich weiß, was man in einer Sportart leisten kann –, leider der eigene Antrieb zu groß. Ich stehe auf dem Golfplatz, schlage und denke mir: Als Fußballer warst du Weltklasse und jetzt kommst du hier mit Handicap 18 daher. Jetzt sagen einige: Handicap 18, das ist doch nicht so schlecht. Das ist gar nichts! (lacht)

Ist Ihnen, Herr Schmadtke, das Handicap wichtig?

Schmadtke: Na ja, ich weiß schon, dass ich besser spielen könnte… Aber um Golf gut zu spielen, brauchst du, wie Toni bereits sagte, Zeit. Du musst spielen, du musst trainieren – das ist bei mir zeitlich etwas schwierig. Ich bin manchmal auch etwas bequem, das gebe ich gerne zu. Ich habe mir aber für dieses Jahr vorgenommen, dass ich etwas intensiver an meinem Schwung feile und an meinem Spiel arbeite, um mich zu verbessern.

Was müssen Sie noch verbessern?

Schmadtke: Mein langes Spiel ist jetzt nicht so ideal. Eigentlich muss ich an allem arbeiten, aber besonders meine Drives könnten etwas mehr Präzision vertragen.

Woran hapert es noch in Ihrem Spiel, Herr Schumacher?

Schumacher: Bei den schwierigen Lagen. Wenn ich am Hang stehe, das ist bei mir gerade bergab eine Katastrophe. Oder wenn ich im Rough gelandet bin, dann will ich mitunter zu viel. Cleverer wäre es, mit dem Wedge einfach nur aufs Fairway herauszuspielen, anstatt mit der Sechs hineinzuhacken und nur einen Meter weit zu kommen.

Wo liegen bei Ihnen beiden denn die Stärken?

Schumacher: Der lange Ball. Und Putten kann ich gut, obwohl ich nicht mehr so tief in die Hocke komme, um das Grün zu lesen. Aber ich scheine da ein gutes Händchen zu haben.

Schmadtke: In der Regel putte ich auch ganz gut.

Das scheint den Torhütern offensichtlich im Blut zu liegen.

Schmadtke: Wahrscheinlich, weil wir etwas mehr Gefühl in den Händen haben. (lacht)

Das vereinseigene Turnier zugunsten der Stiftung 1. FC Köln findet hier im Gut Lärchenhof statt. Ein würdiger Rahmen?

Schumacher: Auf jeden Fall. Ich kenne den Club schon ganz, ganz lange. Es ist ein traumhaft schöner Platz, der in einem top Zustand ist. Bei den BMW International Open, wenn hier die Profis abschlagen, bin ich regelmäßig als Zuschauer zu Gast. Wenn man denen zuschaut, hat man eigentlich gar keine Lust mehr, den Schläger in die Hand zu nehmen. (lacht)

Schmadtke: Der Platz hier wird einfach nicht langweilig, selbst wenn du ihn dreimal in der Woche spielst. Nicht nur, weil ich hier Mitglied bin, spiele ich den Platz immer wieder gern. Er ist so gestaltet, dass er immer neue Herausforderungen bietet. Unser eigenes Turnier ist natürlich ein Highlight: Golf zu spielen und dabei Geld für unsere Stiftung einzunehmen passt einfach sehr gut zusammen und findet auch großen Anklang.

Auch einige FC-Spieler haben mittlerweile den Weg zum Golfsport gefunden. Wer hat Sie am meisten beeindruckt, Herr Schumacher?

Schumacher: Patrick Helmes habe ich schon spielen sehen. Der macht sich, wenn ich das so sagen darf, vor dem Schlag wenig Gedanken. Es gibt welche, die vermessen erst mal den Platz neu und gucken und machen – Patrick ist da ganz anders. Eine richtig gute Kugel spielt mein Vorstandskollege Markus Ritterbach. Von uns dreien im Präsidium hat er aber auch die meiste Zeit. Es sei denn, es ist Karneval! (lacht)

Harald "Toni" Schumacher Alter: 61 Handicap: 18 Golfspieler seit: 20 Jahren Runden pro Jahr: pausiert aktuell verletzungsbedingt Lieblingsgolfer Jack Nicklaus, Martin Kaymer Am liebsten auf der Runde mit: den Eagles

HARALD „TONI“ SCHUMACHER
Alter: 61
Handicap: 18
Golfspieler seit: 20 Jahren
Runden pro Jahr: pausiert aktuell verletzungsbedingt
Lieblingsgolfer: Jack Nicklaus, Martin Kaymer
Am liebsten auf der Runde mit: den Eagles

Jörg Schmadtke, 1. FC Köln, im GOLFSPIEL-Gespräch

Jörg Schmadtke
Alter: 51
Handicap: 34
Golfspieler seit: Anfang der 90er Jahre
Runden pro Jahr: 25
Lieblingsgolfer: Martin Kaymer
Am liebsten auf der Runde mit: seinem Bruder

Ein großer Fan des 1. FC Köln ist Martin ­Kaymer, mit dem Sie bei einem Promotiontermin im RheinEnergieStadion auch ein paar Bälle spielen konnten. Haben Sie beim Treffen mit ihm auch über Golf und das eigene Spiel philosophiert?

Schumacher: Nein, nicht wirklich. Wir haben ein bisschen aus Jux versucht, an die Fahne heranzuchippen und solche Sachen. Martin ist ein sympathischer Typ, der dazu noch FC-Fan ist. Leider hat er wenig Zeit, um häufiger vorbeizuschauen. Für Jungs wie ihn, die leidenschaftliche Anhänger unseres Vereins sind, steht die Tür natürlich immer offen. Vielleicht kriegen wir ihn ja irgendwann dazu, bei unserem Turnier mitzuspielen … Sie sagten bereits, kein Kurs im Rheinland sei vor ihrem Bruder und Ihnen sicher.

Wo würden Sie denn gerne einmal abschlagen, Herr Schmadtke?

Schmadtke: Eigentlich habe ich mir vorgenommen – wenn ich in Rente gehe und mich noch bewegen kann –, die schönsten fünf Plätze in Europa und die schönsten fünf Plätze in den USA zu spielen. Da müsste ich mich aber noch mit meinem Bruder zusammensetzen, welche denn jetzt dazuzählen. Zumal manche ja für Normal­sterbliche nicht zugänglich sind, wie Augusta beispielsweise.

Zum Schluss: Schöner Putt zum Birdie oder ein tolles Tor – was löst mehr Emotionen bei Ihnen aus?

Schmadtke: Ich mag ja beides. So ein langer Putt, der mit der letzten Umdrehung fällt, ist schon was Tolles – vor allem, wenn er bedeutet, dass man das Loch gewonnen hat. Und wenn es noch gegen meinen Bruder ist, dann ist es perfekt. (lacht) Aber am Ende würde ich, wenn ich mich entscheiden müsste, natürlich das Tor nehmen.

Schumacher: Ich bin da ehrlich: Ein tolles Tor, vor allem wenn es der Siegtreffer am Spielende ist, löst viel, viel mehr Emotionen aus als beispielsweise ein Birdieputt. Wenn ich wählen dürfte, würde ich darauf für einen Moment wie gegen Dortmund gerne verzichten. 

Das Interview führte Thomas Reinscheid.