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Köln.Sport

Großbaustelle Abwehr

2017/18: 70 Gegentore, die schlechteste Defensive der Liga – für die Abwehrspieler des 1. FC Köln gibt es in der neuen Saison einiges zu beweisen. Mithelfen soll auch frisches Personal mit jeder Menge Zweitliga-Erfahrung
Neuzugänge Abwehr

Neu am Geißbockheim: Die beiden Innenverteidiger Rafael Czichos (M.) und Lasse Sobiech (r.) sollen dem FC helfen, die defensive Stabilität zurückzuerlangen (Foto: imago/Eduard Bopp)

Sie war in den Erstliga-Jahren unter ­Peter Stöger das Faustpfand für den Erfolg, in der vergangenen Saison zerbrach sie dann in alle Einzelteile: Die Defensive des 1. FC Köln glich in der verkorksten Spielzeit 2017/18 (wie so vieles im Verein) einem Hühnerhaufen. Das wurde nicht nur bei hohen Niederlagen wie in Hoffenheim (0:6), Dortmund (0:5), Wolfsburg und Frankfurt (jeweils 1:4) deutlich, auch in knappen Partien strahlte der Defen­sivverbund der „Geißböcke“ wenig bis gar keine Sicherheit aus. Stichwort: individuelle Fehler, die im Saisonverlauf jeden Defensivspieler im Kader ereilten. Klar, dass Sportchef Armin Veh hier deshalb besonderen Handlungsbedarf sieht, bisher vier Neuzugänge im Defensivbereich belegen dies. Ein Rundgang auf der Großbaustelle Abwehr.

Erster Halt: Neubau Abwehrzen­trum. Die Befürchtung, alle vier Innen­verteidiger der Vorsaison (Heintz, Maroh, Sörensen, Meré) könnten den Verein nach dem Abstieg verlassen, haben­ sich nicht bewahrheitet. Dennoch brauchte es Ersatz für den nach Freiburg abgewanderten Dominique Heintz sowie für den entlassenen langjährigen Publikumsliebling Maroh. Den hat Veh in Person von Lasse Sobiech, der aus St. Pauli kommt, und Holstein-Kapitän Rafael Czichos­, der seinem Coach in die Domstadt folgt, gefunden. Beide können durchaus Stammplatz-Ambitionen anmel­den: Czichos, weil er die Zweite Liga gut und das Spielsystem sowie die Vorstellungen des Trainers sehr gut kennt. Er besitzt eine ordentliche Spiel­eröffnung, zudem ist er Linksfuß, der einzige im Innenverteidiger-Quartett. Sobiech hat über 200 Spiele in Liga zwei absolviert, ist mit einer Körpergröße jenseits der 1,90 Meter in der Luft eine Waffe. Die Neuen werden den Konkurrenzkampf anheizen und dem Team mit ihrer Erfahrung guttun.

Meré der Abwehrchef?

Frederik Sörensen dürfte einen harten Sommer hinter sich haben. Oftmals mangels Alternativen auf der für ihn abso­lut ungeeigneten Position des Rechtsverteidigers aufgeboten, erwischte der Däne eine Saison zum Vergessen und wollte den Klub eigentlich im Sommer verlassen. Problem: Die lukra­tiven Offer­ten blieben (erwartungsgemäß) aus, er fängt unter Anfang bei null an. Ob selbiges auch für Meré gilt, ist schwer zu sagen, schließlich besitzt der Spanier die mit Abstand besten Anlagen aller Defen­sivspieler. Doch vor der zweiten spanischen Liga war Meré aus Gijon bereits geflohen – nach Köln, wo er den Schritt ins Unterhaus mitgehen will. Er kann in der 2. Liga zum Abwehrchef reifen, doch die Entscheidung, welche beiden Spieler letztlich am ersten Spieltag auf dem Platz stehen, wird erst kurz vor Saisonstart gefällt. Das Duo Meré/Czichos dürfte die Nase hauchdünn vorn haben.

Zweiter Halt: Renovierung hinten rechts. Die ewige Baustelle war nach dem Abgang von Miso Brecko (kaum zu glauben, aber er war in den vergangenen Jahren der konstanteste Verteidiger auf der rechten Seite) in diesem Sommer ein Kernthema, das vor allem perspek­tivisch gelöst wurde: Benno Schmitz, der 2017/18 ganze 82 Spielminuten sammelte, kommt aus Leipzig und dürfte zunächst gesetzt sein. Der 1,82 Meter große gebürtige Münchener ist nicht gerade für seine Offensiv-Ausflüge und Flankenläufe bekannt, dafür­ gilt er als verlässlicher Defensivmann, der auch in der Innenverteidigung aushelfen kann. Sein Back-up heißt Matthias­ Bader und kommt aus Karlsruhe, wo er in der Dritten Liga 2017/18 auf 29 Einsätze kam (eine Vorlage). Er ähnelt dem nach Berlin gewechselten Klünter eher, besitzt eine gute Schnelligkeit und Entwicklungspotenzial. Somit ist der Bereich­ quantitativ aufgefüllt – angesichts der endgültigen Qualität bleiben aktuell noch Fragezeichen.

Horn muss sich beweisen

Letzter Halt: Das fertige Projekt hinten links. Hier bleibt alles beim Alten: Natio­nalspieler Jonas Hector, sofern nicht im defensiven Mittelfeld eingesetzt, ist das Maß aller Dinge – und nach dem frühen Ausscheiden bei der WM schon kurz nach Vorbereitungsstart zurück am Geißbockheim. „Jonas ist auch Nationalspieler, weil er sich schnell auf verschiedene Situ­ationen und Systeme einstellen kann. Das dürfte kein Problem werden“, zeigte sich Anfang ob dieser Tatsache ohnehin entspannt. Sollte er ausfallen oder anderweitig gebraucht werden, steht Jannes Horn bereit – zumindest auf dem Papier. Denn der 7-Millionen-Mann spielte auch in der vergangenen Saison, in der praktisch jeder U21-Spieler einmal eine Chance erhielt, überhaupt keine Rolle, nicht einmal, als er fit war, und kokettierte mit einem Wechsel nach Leipzig. Er hat einiges zu beweisen – vielleicht tut ihm (hoffentlich nicht mehr als ein Jahr im Unterhaus gut, um unter einem­ neuen Trainer neu anzufangen.

Die neue Saison hält also auch im Bereich Abwehr einige interessante Geschich­ten bereit. Und die Frage, ob aus der Großbaustelle nun wieder ein Faustpfand werden kann.