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Köln.Sport

Fortuna taumelt ans Tabellenende

Einen rabenschwarzen Nachmittag erlebte Fortunas Markus Pazurek, der hier seiner vergebenen Ausgleichschance nachtrauert Foto:imago/Eibner

Einen rabenschwarzen Nachmittag erlebte Fortunas Markus Pazurek, der hier seiner vergebenen Ausgleichschance nachtrauert
Foto: imago/Eibner

Fortuna Köln kassiert gegen Aufsteiger Würzburg die nächste Pleite und rutscht ans Tabellenende der dritten Liga. Beim 0:3 (0:2) erwischt insbesondere Markus Pazurek einen rabenschwarzen Tag. 

„Fortunen geben nie auf“ – so war es auf einem großen Transparent im Kölner Südstadion am Samstagnachmittag zu lesen. Im Fanblock hatte der Fortuna-Anhang auf einem Spruchband einen weiteren Appell an die Mannschaft gerichtet: „Der Tiefpunkt ist erreicht. Jetzt den Höhenflug starten.“ 90 Minuten und ein besorgniseregendes Heimspiel gegen die Würzburger Kickers später, müssen sich die Anhänger der Südstädter eingestehen, dass sie falsch lagen. Trotz fünf sieglosen Partien in Folge und dem Abrutschen auf einen Abstiegsplatz war der Tiefpunkt eben noch nicht erreicht. Die endgültige Landung auf dem harten Boden erfolgte erst am Tag der deutschen Einheit. Durch die hochverdiente Niederlage gegen Würzburg fallen die Südstädter auf den letzten Tabellenplatz und geben derzeit auch kaum Anlass zur Hoffnung, dass schnell Besserung einkehren könnte.

Gegen den bayerischen Aufsteiger, der mit der besten Abwehr, aber auch der ungefährlichsten Offensive der Liga (Torverhältnis vor dem Spiel: 5:5 nach elf Partien) nach Köln reiste, standen Kusi Kwame und Hamdi Dahmani für Dennis Engelman und Johannes Rahn in der Startelf. Die Partie vor 1.754 Zuschauern begann verhalten, beide Mannschaften waren um Sicherheit im eigenen Spiel bemüht. Die Hausherren versuchten es vornehmlich mit langen Bällen, die jedoch selten für Gefahr sorgten. Es dauerte bis zur zehnten Spielminute, ehe die Fortuna einen ersten guten Angriffsversuch startete. Nach einem Pass in die Spitze hätte Marco Königs freie Bahn gehabt, wurde vom Schiedsrichtergespann wegen einer vermeintlichen Abseitsposition aber zurückgepfiffen. Eine bittere Fehlentscheidung zu Ungunsten der Südstädter.

Noch bitterer wurde es fünf Minuten später als Markus Pazurek im eigenen Strafraum zu ungeschickt in den Zweikampf mit Joannis Karsanidis ging. Der Würzburger nahm den Kontakt dankend an und Kickers-Routinier Nejmeddin Daghfous verwandelte den Elfmeter sicher (15.). Die Gastgeber reagierten sichtlich geschockt auf den abermaligen Rückstand, bissen sich nach einer kurzen Phase allgemeiner Verunsicherung aber zurück in die Partie und kamen zu Chancen. Zunächst setzte Königs den Ball nach einer flachen Hereingabe von Julius Biada ans Außennetz (20.). Ein paar Minuten später hätte Pazurek seinen Fauxpas reparieren können: Nach einem abgeblockten Biada-Schuss stand Fortunas Nummer fünf plötzlich frei vor Kickers-Keeper Robert Wulnikowski, drosch den Ball aber mit dem Vollspann in den Gästefanblock (32.).

Dort wurde die Stimmung kurz vor der Pause noch besser: Pazurek leistete sich einen haarsträubenden Fehlpass, als er den Ball unbedrängt in den Lauf von Würzburgs Rico Benatelli spielte. Dieser platzierte das Spielgerät im kurzen Eck, wobei Fortuna-Keeper Tim Boss bei diesem eigentlich harmlos anmutenden Schuss auch keine besonders glückliche Figur machte (42.). Wer nach dem Seitenwechsel auf eine Aufholjagd der Fortuna gehofft hatte, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Die Südstädter versuchten zwar, den Gegner in der eigenen Hälfte einzuschnüren, doch ein langer Befreiungsschlag der Gäste reichte, um das fragile Defensivgebilde der Kölner zum Einsturz zu bringen. Tobias Fink wurde im Zweikampf allzu leicht aus dem Spiel genommen und die anschließende Überzahl spielten die Würzburger routiniert aus, sodass Adam Jabiri nur noch einschieben musste (49.).

Damit war das Spiel bereits früh entschieden. Die Würzburger hatten in einem Spiel fast so viele Tore geschossen wie in den vorherigen elf und ließen es nun locker ausklingen. Ernsthaft in Gefahr geriet die beste Abwehr der Liga ohnehin nicht mehr. Denn mit Ball am Fuß fehlten den Fortunen die Ideen, um ein ernsthaftes Offensivspiel aufzuziehen. Daran änderten auch die Einwechslungen von Cauly Oliveira Souza und Johannes Rahn nichts (55.). Pechvogel Pazurek krönte seinen gebrauchten Tag allerdings noch, indem er zunächst den Ball im Spielaufbau vertändelte und im Strafraum dann abermals Karsanidis zu Fall brachte. Als Trainer Uwe Koschinat den Mittelfeldspieler anschließend vom Feld nahm, musste man schon ein Herz aus Stein haben, um nicht wenigstens einen Funken Mitleid mit dem 26-Jährigen zu verspüren.

Tim Boss bewahrte seinen Kollegen immerhin vor einem weiteren von ihm verursachten Gegentor und parierte Daghfous‘ zweiten Elfmeter stark (67.). In der Schlussphase verhinderte der Kölner Torwart mit einer starken Parade gegen einen Schlenzer von Jabiri abermals eine höhere Niederlage (85.). Zur Verbesserung der Stimmung konnte dies aber wahrlich nicht mehr beitragen. Die Südstädter bestätigten den Eindruck der vergangenen Wochen:

Der Spielaufbau besteht derzeit fast nur aus langen Bällen, die selten als zielführendes Mittel daherkommen. Es wirkt vielmehr hilflos, wenn jeder Ball lang in Richtung von Marco Königs gespielt wird, der sich mitunter mehreren Gegenspielern gegenüber sieht. Kommen die Fortunen doch mal zum Abschluss, agieren sie zumeist überhastet oder zeigen Nerven. Gleiches gilt für die Arbeit in der Defensive, wo die Vorzeige-Abwehrreihe der Vorsaison jegliche Sicherheit vermissen lässt. Es ist zweifelsohne eine schwere Aufgabe, vor der Uwe Koschinat und sein Team jetzt stehen. Vielleicht tut die anstehende Länderspielpause den derzeit arg gebeutelten Südstädtern gut. Denn aktuell befindet sich Fortuna Köln am Tiefpunkt.