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Köln.Sport

ESV Olympia: Weg mit der „Matschhölle“

Oliver Rausch, Abteilungsleiter Fußball beim ESV Olympia Köln, auf dem Ascheplatz

Kunstrasen-Initiator Oliver Rausch auf der Tenne, die schon bald der Vergangenheit angehört.
Foto: Thomas Berger

Ein Kultplatz im Schatten des „Pascha“ wird umgebaut: Die dringend renovierungsbedürftige Anlage des ESV Olympia Köln im Nippeser Gleisdreieck erhält einen Kunstrasen.

Der Winter ist vorbei und Köln freut sich über ein wenig Grün zwischen Beton und Asphalt. Bis auch das von Dreck und Asche staubende Nippeser Gleisdreieck grünt, wird es noch ein wenig dauern. Für den dort beheima­teten ESV Olympia Köln und seine 17 Fußballmannschaften bedeutet das entstehende grüne Fleckchen Erde jedoch einen Meilenstein in der langen Vereinsgeschichte. Nach viel Arbeit, Herzblut und Aktenwälzen steht der Amateurklub vor dem Spatenstich für einen eigenen Kunstrasenplatz.
Das wurde auch Zeit: Eingekesselt von drei Bahndämmen ist die Sport­anlage im Schatten des bekannten Bordells „Pascha“ Kult und hat auf­grund des schlechten Zustands des Asche­-Untergrunds in Amateurfuß­ballkreisen einen hohen Bekanntheits­grad erreicht.

Auf den könnten die Olympianer und ihre Gäste aber gerne verzichten. In der „Matsch­hölle“, wie der Platz gerne genannt wird, müssen die Amateurfußballer auf einem der schlechtesten Tennenplätze des Köl­ner Kreises kicken. „Gefühlt seit 1853 ist der Platz von der Stadt nicht mehr hergerichtet worden. Eine Drainage ist zwar irgendwo unter dem festge­tretenen Boden vorhanden, abfließen tut da aber schon lange nichts mehr“, beschreibt Oliver Rausch den Zustand der Anlage. Der Abteilungsleiter des Eisenbahner­-Sportvereins Olympia ist einer der tragenden Säulen des Kunst­rasenprojektes, das im Mai 2014 durch einen Spendenlauf seinen Startschuss erlebte.

Neues Geläuf zum runden Geburtstag

Mit schier unendlicher Ener­gie treiben Rausch und Günter Brandt, ein engagierter Vater von drei ESV­-Junioren, das Projekt voran. „Günter übernimmt die Bürokratie, ich bin für das Labern zuständig“, erklärt Rausch schmunzelnd. Sein Talent zum Reden und seine Kontakte als Finanzberater überzeugten so manchen befreundeten Unternehmer, einen Beitrag zur Finan­zierung des neuen Geläufs zu leisten. Die für einen Amateurverein stolze Summe von 70.000 Euro muss der ESV aufbringen, um anschließend über die städtische Förderung die übrigen 87,5 Prozent der Gesamtkosten von rund 560.000 Euro erstattet zu bekommen. Den Eigenanteil haben die Nippeser fast zusammen, ohne dabei eine ein­zige Großspende erhalten zu haben. „Keine Spende belief sich auf mehr als 1.000 Euro. Es waren vor allem kleine Beiträge über Crowdfunding. Eine El­tern-Initiative und unser Sommerfest im vergangenen Jahr haben die größ­ten Summen eingespielt.“ Noch in diesem Jahr, so das ambitio­nierte Ziel des Vereins, soll der Spa­tenstich für den Bau des Kunstrasens gefeiert werden.

Ein unbespielbarer Ascheplatz beim ESV Olympia Köln

Unbespielbar: Zeitweise musste der ESV an den Kuhweg (ehemals Sportfreunde 93) ausweichen.
Foto: Marco Irzik

Zur Saison 2017/2018, ziemlich genau am 90. Geburtstag des im Jahr 1927 gegründeten Klubs, könnten die derzeit 280 Kinder und das Seniorenteam schon auf dem neuen Geläuf spielen. Abschiedsschmerz wird beim Abtragen der Asche nicht aufkommen. „Im Sommer staubt es wie Sau, im Winter ist der Platz zuge­froren, und dazwischen reicht der kleinste Regenguss, damit der Platz gesperrt wird“, erklärt Rausch. Wegen des katastrophalen Zustands mussten die Olympianer ihre Heimat in dieser Saison zeitweise ganz verlassen. „Weil wir dachten, schlimmer geht es nicht mehr, haben wir auf der fürchterlichen Asche weiter gespielt und trainiert, so dass sie völlig unbespielbar war und wir auf die Anlage am Kuhweg in Niehl umziehen mussten.“ Auch wenn eine Walze die gröbsten Schäden behoben hat und der ESV nach Hause zurückkehren konnte: Vorfreude auf ein Auswärtsspiel bei Olympia kommt noch immer bei keinem Fußballer auf.

Boom im Jugendbereich

Der Untergrund trägt in den Augen von Oliver Rausch ebenfalls einen Anteil daran, dass Olympia im Se­niorenbereich große Rekrutierungs­-Schwierigkeiten hat. Zwei der drei Seniorenmannschaften mussten im Laufe der aktuellen Saison abgemel­det werden, die verbliebenen Herren rangieren in der Kreisliga B abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Die Jugend boomt dagegen weiterhin, die erst vor fünf Jahren aus der Taufe gehobene Nachwuchsabteilung erfreut sich größter Beliebtheit. „Mit einem Junio­renteam haben wir auf einer Wiese an der Lokomotivstraße angefangen, inzwischen mussten wir einen Aufnah­mestopp für weitere Kinder verhängen. Durch den großen Zusammenhalt der Olympia­-Familie haben viele einfach Bock auf diesen Verein. Da bekomme ich eine Gänsehaut“, schwärmt Rausch. Voraussichtlich 2020/2021, wenn mit der C­-Jugend die aktuell älteste Klasse des ESV herangewachsen ist, schließt sich der Kreis und die Senioren können sich erstmals aus den eigenen Junioren rekrutieren. Gespielt wird bis dahin längst auf feinstem künstlichen Grün.

Daniel Sobolewski

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