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Köln.Sport

Es liegt noch einiges im Argen

Foto: Thomas Fähnrich

Risse im Asphalt bilden gefährliche Stolperfallen in Nippes

Die Bedeutung von vereinsungebundenen, also frei zugänglichen Sportstätten wächst, aber viele dieser Anlagen in Köln brauchen dringend eine Instandsetzung.

Der Mitspieler auf der rechten Außenbahn hat nicht seinen besten Tag. Unbeweglich steht er in der Gegend herum, lässt einfache Bälle unkontrolliert wegspringen und nach hinten arbeitet er auch nicht mit. Kein Wunder: Rechts draußen auf dem öffentlichen Bolzplatz an der Burgenlandstraße in Humboldt-Gremberg steht ein Baum. Und nicht nur einer – sechs, sieben seiner Artgenossen nehmen den jungen Fußballern hier ebenfalls viel Platz weg.

Also nicht die allerbesten Voraussetzungen für einen gepflegten Kick. Zumal sich auch der Untergrund nicht in bester Verfassung präsentiert. Einst wuchs hier Rasen, nun deckt Schotter den Platz. Zudem stören auf dem hügeligen Geläuf jede Menge Kuhlen.

Geringer Etat

Unter sperrigen Bezeichnungen wie „Spiel-raumangelegenheiten“ oder „Spielplatzbedarfsplanung“ obliegt der Unterhalt der Kölner Bolz- und Freiplätze dem Amt für Kinderinteressen, einer Unterabteilung des Jugendamtes. Von den 20 Mitarbeitern kümmern sich fünf gemeinsam mit zwei Architekten um die rund 130 Bolzangebote, von denen etwa die Hälfte auch die Möglichkeit zum Basketballspielen bieten. Darüber hinaus kümmert sich das Amt aber noch um viele weitere Themen, die die kölschen Pänz betreffen, etwa um die über 500 Spielplätze. Auch die „Rathausschule“ oder der Bau des Skaterparks werden vom Barbarossaplatz aus umgesetzt. Der Finanzrahmen ist dabei eng gesteckt. Rund eine Million Euro aus dem Stadtsäckel steht Leiterin Dorothea John und ihrem Team zur Verfügung. Hinzu kommen Gelder aus dem Bürgerhaushalt. Hier sind beispielsweise für das Jahr 2011 für den Einkauf von neuen Toren, Spielgeräten oder Körben 500.00 Euro eingeplant. Auch zwei

Sanierungen sowie zwei Neuerrichtungen von Bolzplätzen wurden bzw. werden aus diesem Topf finanziert. Dieser Geldfluss belegt, dass auch die Bevölkerung die Bedeutung ungebundener Sport- und Freizeitmöglichkeiten registriert und unterstützt.

Tour durch Köln

Bei der Tour über die Bolzplätze wird Köln.Sport von Amtsmitarbeiterin Petra Heinemann begleitet. „Die vereinsungebundenen Angebote bekommen eine immer höhere Bedeutung. Viele Kinder und Jugendliche können oder wollen sich nicht einem Verein anschließen“, erklärt Heinemann. „Auch sie brauchen aber die Möglichkeit, sich mal auszutoben oder eine Runde zu kicken.“

Die Rundreise startet in der Südstadt verheißungsvoll. Etwas versteckt in einem Hinterhof verbirgt sich der Platz am Zugweg.

Die komplette Anlage wurde 2010 general-überholt. Wichtigste Neuerung: Der Bodenbelag wurde ausgetauscht. Statt auf hartem Beton spielen die Kids hier auf Kunststoff – gelenkschonend und bei Stürzen und Grätschen weniger gefährlich.

Eine solche Vorzeigeanlage hat natürlich ihren Preis: Der Austausch eines maroden Asphaltplatzes gegen einen modernen Kunststoffplatz, kostet etwa 150.000 Euro. Denn einfach nur den frischen Belag aufzubringen, reicht nicht aus. Vielmehr müssen die Arbeiter tief ins Erdreich eindringen, um ein entsprechendes Fundament zu schaffen. Auch die sechs Meter hohen Fangzäune verschlingen ein hübsches Sümmchen.

Risse im Beton

Aus der schmucken Südstadt führt die Tour nach Sülz, wo sich die Lage deutlich unerfreulicher darstellt. Der Platz an der Münstereifeler Straße weist fiese Risse im Beton auf. Sieht nicht nur übel aus, sondern ist auch sehr gefährlich. Wer hier blöd fällt, muss erstmal eine lange Fußballpause einlegen. Auch die Zäune fallen zu niedrig aus. „Hier haben wir natürlich einen dringenden Bedarf. Wir hoffen, innerhalb der kommenden zwölf Monate eine vernünftige Anlage hinzusetzen“, erzählt Petra Heinemann.

Eine Station später, an der Stammstraße in Ehrenfeld, sieht die Situation auch nicht besser aus. Auch hier Beton als Spielfläche, außerdem steht hier nur noch ein einsames Tor. Die Kids müssen das zweite mit Schulranzen imitieren. Auch das über den gesamten Käfig gespannte Netz macht nicht uneingeschränkt Freu-de. Zwar fliegen keine Bälle mehr in die Fenster der Nachbarschaft, dafür finden sich dort oft nicht fußballkompatible Gegenstände. „Wir haben auf dem Netz schon Bürostühle und Regale gefunden“, erinnert sich Heinemann. Man fragt sich, wer sich die Mühe macht, solchen Krempel auf ein sechs Meter hohes Netz zu schaffen?

Neben schönen Anlagen finden sich in der Domstadt also auch viele heruntergekommene. Mit den derzeitigen Mitteln lassen sich diese Missstände aber kaum zeitnah beheben. Angesichts des steigenden Bedarfs an freizugänglichen Sportangeboten ist die Politik gefordert, hier zusätzliche Gelder bereitzustellen.