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Köln.Sport

Einfach nicht wegzudenken

Den meisten Bayer-Fans ist Hans-Peter Lehnhoff noch als technisch versierter Mittelfeldspieler aus den 90er Jahren bekannt. Nun betreut er seit fast 20 Jahren die Werkself als Teammanager und genießt bei den Profis ein hohes Ansehen.
Lehnhoff

In der Leverkusener „Schwadbud“ steht Lehnhoff Köln.Sport im Interview Rede und Antwort (Foto: Mick Oberbusch)

Im Fußballtennis macht Hans-Peter Lehnhoff auch im Alter von 55 Jahren niemand etwas vor. „Ich liebe dieses Spiel, weil es einfach alles hat, was du als Fußballer brauchst“, sagt Lehnhoff, als er in der „Schwadbud“ der BayArena sitzt. „Eine gute Technik, eine starke Ausdauer und einen Matchplan. Mein härtester Konkurrent war Sami Hyypiä, weil der ein überragender Kopfballspieler war, und das ist wichtig beim Fußballtennis“, sagt er. „Wir haben uns echte Duelle geliefert, das hat dann auch gerne mal eineinhalb Stunden gedauert.“

Nahtloser Übergang

Auf die Frage, wer es aus dem aktuellen Kader in dieser Hinsicht mit ihm aufnehmen könne, schüttelt Lehnhoff lächelnd den Kopf. „Keiner (lacht). Die wollen ja alle nicht mehr gegen mich spielen.“ Ob Admir Mehmedi, Sebastian Boenisch, Julian Baumgartliner, Roberto Hilbert oder Ömer Toprak, sie haben es alle bereits mit Lehnhoff aufgenommen – und zogen den Kürzeren. „Karim Bellarabi hat mir vor Kurzem gesagt, dass wir bald auch mal spielen, bisher ist da aber nichts gekommen“, sagt er und grinst leicht verschmitzt.

Den Fans von Bayer 04 ist Hans-Peter Lehnhoff vor allem noch als Mittelfeldmotor mit wehenden Haaren aus den 90er-Jahren ein Begriff, als die Werkself – angeführt von Trainer Christoph Daum – aus dem Tabellenkeller bis in den europäischen Wettbewerb vorstieß. Von 1994 bis 1999 läuft er an der Dhünn als Spieler auf, direkt nach der aktiven Karriere kommt 2000 dann Manager Reiner Calmund auf ihn zu. „Der ‚Calli‘ hat mich damals gefragt, ob ich nicht Lust hätte, als Teammanager anzufangen“, sagt Lehnhoff. Die einzige Voraussetzung: „Er wollte, dass jeder, der rund um die erste Mannschaft arbeitet, einen Trainerschein hat. Für mich war das auch sehr wichtig.“

„Ich kann da mitfühlen“

Mit dem neuen Jobprofil betritt er Neuland, denn: Einen Teammanager, wie wir ihn heute kennen, gibt es im deutschen Fußball damals noch nicht, das Konzept kommt aus Italien, wo Teammanager bereits seit vielen Jahren nicht mehr wegzudenken sind. „Damit war ich praktisch der erste Teammanager in Deutschland“, sagt er – von der Pike auf lernen, sozusagen. „Bei meiner Station in Köln hat diese Tätigkeiten immer jemand aus dem Sekretariat des Vorstands übernommen, doch der Umfang wurde immer größer, auch die Mitarbeiter um das Team herum wurden immer mehr. Dann haben wir in Leverkusen auf den Vorschlag von Christoph Daum hin angefangen, einen Teammanager zu installieren.“

Mittlerweile macht Lehnhoff diesen Beruf seit fast 20 Jahren – und leistet dabei einen nicht zu unterschätzenden Beitrag im Verein. „Meine Aufgabe ist sozusagen die Organisation rund um alles, was mit der Lizenzspieler-Mannschaft verbunden ist. Dazu gehört das Buchen von Hotels oder Flügen, das Beschaffen der richtigen Ausstattung und Ausrüstung – das ist ein Vollzeitjob“, erklärt er. So ist er beispielsweise auch dafür verantwortlich, welcher Spieler wann zur Dopingkontrolle muss oder wo es auf der Auswärtsreise durch Europa ins Restaurant geht.

Man merkt Hans-Peter Lehnhoff an, dass er seine Tätigkeit mit großer Freude ausübt – weil er sich als ehemaliger Profi natürlich auch sehr gut in die aktuellen Spieler hineinversetzen kann. „Einer der wichtigsten Punkte in meinem Job ist es, nichts weiter zu sagen“, verrät er. „Es gibt im Fußball bestimmte Regeln und ungeschriebene Gesetze, etwa, dass man verschwiegen ist. Egal, was einem erzählt wird, und manche Profis erzählen mehr, andere weniger, das Wichtigste ist, dass man eine echte Vertrauensperson für die Jungs ist.“

Auch für eventuelle, kleinere Fehltritte seiner Schützlinge hat er meist Verständnis. „Die Spieler sind sehr jung und machen in jungen Jahren viele Fehler, das verzeiht man dann schon mal und gibt es auch nicht immer direkt unbedingt an den Trainer oder an Rudi Völler weiter – nur, wenn es es unbedingt sein muss“, sagt Lehnhoff und lächelt. „Ich kann da mitfühlen, auch wenn der mediale Druck, auch durch die sozialen Netzwerke, natürlich heute nochmal eine andere Dimension erreicht hat. Das ist so, damit sind sie aufgewachsen. Sie müssen nur wissen, dass es mehr als zwei oder drei Leute lesen, wenn sie etwas posten.“

Bei den Spielern ist der ehemalige Mittelfeldspieler wahrscheinlich auch genau deshalb so beliebt, weil er ziemlich genau weiß, was die Profis tagtäglich auch abseits des Platzes erleben und durchmachen. Ob er sich so blendend auch mit allen Trainern verstanden hat, unter denen er bislang gearbeitet hat? „Ich mache meine Arbeit, völlig unabhängig von dem persönlichen Verhältnis zum jeweiligen Trainer“, sagt er. „Es sind oftmals Kleinigkeiten, die über das Verhältnis zueinander entscheiden. Da sollte man professionell sein. Meine Aufgabe ist es, so zu organisieren, damit sich die Mannschaft bestmöglich auf das nächste Spiel vorbereiten kann.“

Und das gelingt dem 55-Jährigen seit über 20 Jahren, seit er damals entschied, seine Fußballschuhe zumindest aktiv an den Nagel zu hängen. Die holt er nun nur noch zum Freizeitkick mit Rudi Völler und Co. heraus – oder eben für eine Partie Fußballtennis. Denjenigen, der Hans-Peter Lehnhoff auf seinem Fachgebiet jedoch schlagen kann, muss Bayer 04 wohl erst noch verpflichten.