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Köln.Sport

Ein Idol wird 90!

Zu einer Zeit, als Fußball noch keine Kommerzlandschaft war und der 1. FC Köln in der Rheinbezirksliga kickte, feierte ein junger Kölner sein Debüt. Fast 70 Jahre später ist Hans Schäfer FC-Rekordspieler und längst eine Legende in der Domstadt. Nun wird „de Knoll“ 90!
Hans Schäfer

Torjäger par excellence: Hans Schäfer schoss mehr Tore für den 1. FC Köln als jeder andere FC-Kicker (Foto: imago/Horst Müller)

15. August 1948: Der 1. FC Köln tritt, ziemlich genau ein halbes Jahr nach seiner Vereinsgründung, in einem Freundschaftsspiel gegen den TuS Neuendorf an – und verliert 2:5. Ein Spiel, das vermutlich anno 2017 kein Mensch jemals mehr erwähnen würde, wäre da nicht ein besonderer Umstand. Denn ein junger Stürmer, 20 Jahre alt und frisch zum Verein gestoßen, feiert an diesem Spätsommertag sein Debüt für die „Geißböcke“ (die damals noch gar keinen Geißbock hatten). Hans Schäfer heißt der junge Mann, der von allen nur „de Knoll“ genannt wird, und schnell stellt sich heraus: Der kann was! Das sieht auch Spielertrainer Hennes Weisweiler so und setzt auf den Offensivspezialisten mit Torriecher.

Es ist der Startschuss einer Karriere, die ihresgleichen sucht, und die so viele Höhepunkte beinhaltet, dass kaum alle davon anzuführen sind. Da wären zum Beispiel die Siege in den Relegationsspielen 1949 gegen Lokalrivale Bayer 04 Leverkusen und der damit verbundene Aufstieg in die Oberliga, die damals höchste Spielklasse im westdeutschen Fußball. Verglichen mit dem, was fünf Jahre später folgte, ist das aber noch gar nichts. Schäfer, mittlerweile Kapitän seines 1. FC Köln, kehrt 1954 als einer der „Helden von Bern“ zurück in seine Geburtsstadt, nachdem er und seine Mannschaftskameraden im Endspiel um die Fußballweltmeisterschaft den haushohen Favoriten Ungarn geschlagen und den ersten WM-Titel nach Deutschland geholt haben.

Hans Schäfer mit Schale

Nach der Meisterschaft 1962 präsentiert Schäfer stolz die „Schale“ (Foto: imago/Ferdi Hartung)

306 Tore – bis heute spitze

„Die Weltmeisterschaft und die erste Deutsche Meisterschaft waren die Höhepunkte meiner Karriere“, sagte der medienscheue Hans Schäfer beim letzten Köln.Sport-Interview. Er sonnt sich ungern im Ruhm früherer Tage und lebt nicht in der Vergangenheit wie andere 54er-Weltmeister, die keine Talkshow auslassen, um das „Wunder von Bern“ zu rekapitulieren. Vergessen hat er seine Triumphe aber ebenso wenig wie seine Bewunderer und Weggefährten. Die erinnern sich an die erste Meisterschaft des 1. FC Köln, daran, wie Hans Schäfer nach dem 4:0-Sieg gegen Nürnberg in Berlin im Endspiel um die Deutsche Fußball-Meisterschaft auf Händen durchs Berliner Olympiastadion getragen wurde. Als Hans Schäfer zwei Jahre später mit dem 1. FC Köln in der damals neu gegründeten Bundesliga zum zweiten Mal Deutscher Meister wurde, war er längst zur Ikone geworden.

 

Kurze­ Zeit später hängte „de Knoll“ nach 506 Pflichtspielen, in denen er 306 Mal einnetzte (bis heute FC-Rekordtorschütze), seine Fußballschuhe an den Nagel. Mit 37 Jahren hielt er den Zeitpunkt für gekommen, nicht einmal FC-Boss Franz Kremer, der sein väterlicher Freund und Berater war, konnte ihn umstimmen. In der Folge wurde es ruhiger um den „Fußballer des Jahres 1963“. Die Familie rückte in den Vordergrund. Seinem Verein blieb er aber immer treu, als Ehrenmitglied. Den Gedanken, selbst Cheftrainer zu werden oder gar als Verantwortlicher die Geschicke des 1. FC Köln zu leiten, hatte er nicht. „Ich wäre wahnsinnig geworden, wenn die von mir trainierten Spieler die Einstellung an den Tag gelegt hätten, die heute manchmal zu beobachten ist“, sagte Schäfer kurz vor seinem 70. Geburtstag. Zu dem Zeitpunkt stand es schlecht um seinen 1. FC Köln, der erste Abstieg folgte ein Jahr später, 1998.

Alles gute zum 90.!

Doch Hans Schäfer, wie könnte es auch anders sein, ist keiner, der nur im Erfolgsfall zu seinem Verein steht. Mit seiner Frau Isis war er auch in den Jahren fußballerischer Magerkost oft auf der Ehrentribüne zu sehen. Auch in der aktuellen Saison will es noch nicht wirklich rund laufen für den „Effzeh“, dem ein Stürmer von Schäfers Kaliber zweifelsohne gut zu Gesicht stehen würde.

Die Kurve kratzen die Domstädter aber bestimmt auch so, das jedenfalls würde sich Hans Schäfer sicher wünschen. Was er sich zu seinem 90. Geburtstag wünscht, ist nicht bekannt. „Ich will 105 Jahre alt werden. Und dann in meiner Stammkneipe mit einem Glas Kölsch in der Hand an der Theke sterben“, äußerte sich Schäfer an seinem 75. Geburtstag. Es wäre der passende Schluss einer einzigartigen Biographie. Bis dahin ist es allerdings noch ein bisschen hin. Zum 90. Geburtstag wünschen wir erst einmal: Alles Gute, Hans Schäfer!