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Ein Club erfindet sich neu

Quelle: Köln.Sport

Prof. Dr. Tobias Kollmann will das Image der Viktoria aufpolieren und bald wieder sportliche Erfolge feiern.

Mit dem Versuch sich in die Landesliga einzuklagen, hatte sich der im Juni neugegründete FC Viktoria Köln in der Kölner Fußballszene nicht nur Freunde gemacht. Wie sich die Stimmungslage gegenwärtig darstellt und was sich seit dem Sommer rund um den Höhenberger Sportpark getan hat, erörtert KÖLN.SPORT mit Präsident Prof. Dr. Tobias Kollmann, der eine erste Zwischenbilanz zieht.

Im Höhenberger Sportpark stehen die Zeichen auf Veränderung und das nicht nur, weil dem Verein mit Tobias Kollmann ein Universitätsprofessor und Inhaber eines Lehrstuhls für BWL und Wirtschaftsinformatik vorsteht. Zum Interviewtermin erscheint er jovial-lässig in Jeans und Kapuzen-Pullover und steigt mit Viktoria-Schal um den Hals aus seinem dunklen Jaguar. Kollmann sieht nicht aus wie der Präsident eines Amateurvereins und wirkt im kargen, rustikalen Interieur der Viktoria-Geschäftsstelle beinahe etwas deplatziert. Vielleicht ist es aber auch nur die Professionalität, die der 40-Jährige ausstrahlt, die so gar nicht zum Image des einstigen Chaos-Clubs passen will.

Seit der Vereinsgründung im Juni drehen Kollmann und sein Team beim FC Viktoria die notwendigen Stellschrauben, um den über Jahrzehnte ramponierten Ruf wiederherzustellen und verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. „Das ist im Moment unsere Hauptaufgabe“, bestätigt Kollmann, „und dieser Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen.“ Fast gebetsmühlenartig wirbt er darum, ihm selbst und seinem Team sowie der neuen Viktoria eine faire Chance zu geben. „Die Unterstützung der Fans und der Mitglieder haben wir, und jetzt liegt es an uns, den Ruf der Vergangenheit auch Vergangenheit sein zu lassen und hier ein neues Image aufzubauen.“

Neue Wege der Außendarstellung

Dazu gehört ein einheitliches Erscheinungsbild. „Hier wird sich in naher Zukunft einiges tun“, verspricht er auf dem Weg von der Geschäftsstelle ins Stadion und zeigt dabei auf die Außenfassaden des Viktoria-Bistros, die noch in den alten Vereinsfarben Rot und Blau gehalten sind. Das gesamte Areal soll „umgebranded“ werden und die letzten augenscheinlichen Relikte der „schlimmen Zeit“, wie Kollmann die letzten Jahre nennt, verschwinden. Alle Mannschaften werden zukünftig mit einheitlicher Trainings- und Spielkleidung ausgerüstet und sollen über diese einheitliche Kleidung „zum erkennbaren Botschafter der neuen Viktoria werden“.

In Sachen Außendarstellung hat der neue Vorstand bereits neue Wege beschritten und seit Vereinsgründung im Juni nicht nur die Internetseite (www.viktoria1904.de) ins Leben gerufen, sondern seine Präsenz bei wichtigen Online-Kanälen wie Facebook, Twitter oder YouTube gebündelt und ausgebaut. Auf diesem Wege will Kollmann die Viktoria auch für Sponsoren interessant machen. „Wir haben heute schon täglich mehr als eintausend Kontakte über diese neuen Angebote. Und diese Zahlen zeigen: Es gibt nach wie vor ein großes Interesse an der Viktoria, und wir haben die Zeit sinnvoll genutzt, um Grundmauern zu errichten, auf die wir später aufbauen können.“

Unverzichtbar für das Gelingen des Projekts ist jedoch, dass der Verein wieder sportlich auf sich aufmerksam macht. Sportlich bedeutet das momentan ausschließlich: Jugendfußball. Das ursprünglich für den Start in der Landesliga zusammengestellte Seniorenteam hat sich mit dem Segen des Vorstandes wieder aufgelöst, nachdem die Starterlaubnis vom Verband verweigert wurde.

„Wo Rauch ist, ist auch Feuer“

Dass das Gros der Jugendlichen dem Verein nach der A-Jugend den Rücken kehren wird, sofern sich ihnen keine Perspektive im Seniorenbereich bietet, ist jedem im Verein klar. Darum wird inzwischen sogar der vor wenigen Monaten noch als „nicht durchführbar“ bezeichnete Neubeginn in der Kreisliga D in Betracht gezogen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich bis zum Sommer weitere Optionen auftun. So wird beim FC Junkersdorf offen über die Ausgliederung der 1. Mannschaft und deren Anschluss an die Viktoria spekuliert. Auf der Jahreshauptversammlung wurden dafür formell die Weichen gestellt.

Junkersdorfs Präsident Dr. Karl Bartel vermisst in seinem Club die Perspektive für eine weitere sportliche Entwicklung, zumal er sein Wirken als Sponsor zum 30. Juni 2011 einstellen wird. Mit Viktoria-Präsident Kollmann habe er schon Gespräche „über Möglichkeiten für die Zukunft“ geführt. Auf die Frage, ob die Junkersdorfer A-Mannschaft im Sommer geschlossen nach Höhenberg wechseln wird, antwortet er vielsagend: „Wo Rauch ist, ist auch Feuer, und das Szenario hat durchaus Realitätsbezug.“ Und Kollmann, ganz gebranntes Kind, ergänzt: „Aber nur in Abstimmung mit dem Verband.“