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Köln.Sport

Durch den Zaun, auf den Rasen

Zum Abschluss unserer Serie zu den kultigsten Plätzen Kölns haben wir einen Rasenplatz unweit des Decksteiner Weihers unter die Lupe genommen, der zwar umzäunt ist, trotzdem aber zum gemütlichen Kicken einlädt – zumindest optisch.
Decksteiner Weiher

Durch den Zaun: Löcher im Zaun, dafür gespannte Netze und gemähte Wiese – einer der letzten schönen Naturrasenplätze in Köln. (Foto: Andreas Kerschgens)

Als einladend lässt sich ein Zaun mit Stacheldraht sicher nicht bezeichnen – dennoch scheint das, was dahinter liegt, das Überwinden wert zu sein: ein wunderschöner Naturrasenplatz, idyllisch mitten im Grüngürtel in der Nähe des Decksteiner Weihers gelegen. Tornetze sind gespannt, das Laub zur Seite gefegt. Doch wo ist der Eingang? Muss man möglicherweise mit Schutzdecken über den Stacheldraht klettern, wie man es aus Gangsterfilmen kennt? Oder gibt es da noch eine andere Möglichkeit?

Der Weg entlang der Rasenfläche führt an vielen Stellen durch ein Wäldchen, wo zertretene Äste und Fußabdrücke davon zeugen, dass sich schon andere Hobbykicker auf die Suche nach dem Zugang begeben haben. Und tatsächlich tut sich irgendwann ein kleines Loch im Zaun auf, im ersten Moment sieht es aus, als hätte sich hier ein Hund durchgebissen. Vierbeiner sind jedoch nirgends zu entdecken, möglicherweise auf dem angrenzenden Spazierpfad, aber nicht in unmittelbarer Nähe des aufgerissenen Zaunes. Also kurz runter auf die Knie, nicht mit der Jacke an den aufgeschnittenen Waben hängenbleiben – geschafft.

Verriegelt und Verrammelt

Dass, sobald der Platz betreten wird, ein großes Eingangstor auf der anderen Seite des Zaunes ins Blickfeld rückt – geschenkt. Ohne zum Vandalismus aufrufen zu wollen – es haben den Platz wahrscheinlich schon mehr Leute durch dieses Loch betreten als offiziell durch den Eingang.

Dort gibt es nämlich leider nicht mehr viel zu sehen: Eine kleine Holzhütte am Eingangstor scheint zumindest mal ein Kassenhäuschen gewesen zu sein, jetzt ist sie von außen verriegelt und verrammelt. Ebenso wie ein zweites Häuschen direkt daneben, dessen Innenleben so aussieht, als könne man dort eine Folge des Dschungelcamps drehen. Rundherum stehen alte, defekte Küchengeräte, ein Kompostcontainer und ein vergilbter, von Laub übersäter Plastiktisch. Passt so gar nicht zu dem gemähten Rasen oder den gespannten Netzen. Wird der Platz denn nun noch genutzt oder nicht?

Direkt nebenan liegt die Anlage des SC Blau-Weiß Köln. Sie verfügt über einen Kunstrasen- und einen Aschenplatz, ebenfalls umzäunt – in diesem Falle jedoch zu Recht, denn bei ihrem Anblick stellt sich nicht die Frage, ob sie noch genutzt wird. Daniel Buss, 1. Geschäftsführer von Blau-Weiß, erklärt: „Auf dem Rasenplatz dahinten passiert leider gar nichts mehr, weil er nicht mehr gepflegt wird. Wir würden ihn super gerne nutzen und darauf spielen“, sagt er. Warum geht das nicht?

„Maulwürfe Ohne Ende“

Es müsse zu der Zeit gewesen sein, als der mächtige Mann am Geißbockheim Christoph Daum hieß, in dessen zweiten Amtszeit. Damals habe es die Überlegung geben, die Damenmannschaft des 1. FC Köln auszugliedern und auf den Rasenplatz „umzusiedeln“, vorher war er Eigentum von Blau-Weiß. Also bekam der FC den Platz, nutzte und pflegte ihn ein Jahr lang – und wollte ihn dann letzten Endes nicht mehr. Zu weit weg vom Geißbockheim, keine anständigen Kabinen et cetera. Seitdem liegt er mehr oder weniger „brach“.

So richtig Spaß, darauf zu kicken, macht es laut Buss aktuell sowieso nicht. „Wenn der Platz nicht drei- oder viermal im Jahr hergerichtet und regelmäßig bespielt wird, gibt es dort ohne Ende Maulwürfe – eine enorme Verletzungsgefahr“, sagt er. „Als wir unseren Kunstrasen umgebaut haben, haben wir uns noch mal mit dem FC unterhalten, um in der Zwischenzeit dort spielen zu können“, sagt Buss. Das wurde zugesagt.

Seitdem Blau-Weiß jedoch auf Kunst- statt auf Naturrasen kickt, vegetiert die Anlage vor sich hin. Versuche des Vereins, den Platz zurückzubekommen, liegen aktuell auf Eis – das Terrain könnte dem Ausbau des Geißbockheims zum Opfer fallen, sollte dieser irgendwann Realität werden. „Das ist sehr schade“, sagt Buss. Ursprünglich sei der Platz sogar von einer Laufbahn umgeben gewesen. „Perfekt für die Saisonvorbereitung“, fügt er mit Bedauern hinzu.

„Außerdem wäre es bei entsprechender Pflege einer der letzten schönen Naturrasenplätze in Köln.“ Auf dem nun jedoch leider mehr Mäuse und Maulwürfe ihr Unwesen treiben als Stürmer und Abwehrspieler. Letztere hätten gegen einen nutzbaren Platz in einer solchen Lage sicher nichts einzuwenden. Und von Zäunen und Stacheldraht würden sie sich mit Sicherheit auch nicht abschrecken lassen.

Lesen Sie hier Teil 1 (Das Loch), 2 (Im Schatten der Moschee)3 (Parken statt Kicken), 4 (Oase im Gleisdreieck), 5 (Legende von gestern) und 6 (Visionen auf dem Nordfeld) unserer Serie zu den kultigsten Plätzen der Domstadt.