fbpx
Köln.Sport

Investment in die Gegenwart

Der 1. FC Köln hat heute wie erwartet die Verpflichtung von Dominick Drexler bekanntgegeben. Der 28-Jährige ist ein Investment in die Gegenwart – und nicht in die Zukunft. Ein Kommentar.
Drexler Kommentar

Drexler kommt: Der 28-Jährige wechselt für rund 4,5 Millionen Euro nach nur 20 Tagen in Dänemark zurück in die 2. Bundesliga (Foto: imago/DeFodi)

Es ist ein schwieriger Spagat, den die Verantwortlichen des 1. FC Köln zu bewältigen haben. Das Saisonziel, der direkte Wiederaufstieg, liegt noch in der Zukunft, doch Armin Veh & Co. müssen zunächst in der Gegenwart agieren, um die hohen Ambitionen verwirklichen zu können. Auf diese Art lässt sich auch der Wechsel von Dominick Drexler in die Domstadt erklären: Der 28-Jährige ist jemand, der keine Eingewöhnungszeit brauchen dürfte, das System in- und auswendig kennt und unter Markus Anfang in Kiel zum absoluten Überflieger der vergangenen Zweitliga-Saison geworden ist.

Kein Risiko – ein Transfer auf Nummer sicher

Deshalb entschied man sich dem Vernehmen nach am Geißbockheim auch dagegen, einen jüngeren Flügelspieler mit größerem Potential zu verpflichten; die Sorge, der Neue könnte bis Saisonstart nicht in das komplexe Spielsystem Anfangs integriert sein, schreckte die Kölner Verantwortlichen ab. Es wäre ein sogenannter High-Risk, High-Reward-Transfer gewesen – mit der Verpflichtung von Dominick Drexler wurde sich gegen dieses Modell entschieden. Denn die Zeit bis zum Auftaktspiel in Bochum rennt. Eine lange Eingewöhnungszeit eines neuen Spielers könnte sich der in der Offensive noch immer nicht gefestigte FC nicht leisten.

Versäumnis von Jörg Schmadtke ausgebügelt

„Wir warten das Trainingslager ab und können dann bei Bedarf noch handeln“, hatte Sportdirektor Armin Veh noch vor einigen Wochen gesagt. Wohl in der Annahme, der aktuelle Kader würde die offene Baustelle vorne links auch intern schließen können. Dass er dabei dem bereits vorhandenen Personal die Chance dazu geben wollte, ist durchaus löblich – dennoch muss die Frage erlaubt sein, warum nicht schon unabhängig von der Entscheidung Leonardo Bittencourts ein Offensivspieler für die Außenbahn verpflichtet wurde. Denn da hakt es im Kölner Spiel bekanntlich seit langem, auch Manager Jörg Schmadtke hatte bereits versucht, eine zusätzliche Option in der Offensive zu holen – ohne Erfolg.

Investment in die Gegenwart, nicht in die Zukunft

Jetzt ist es also Drexler, der zwar auf dem linken Flügel auflaufen kann, in Kiel allerdings eher den „Zehner“ oder die „Hängende Spitze“ gegeben hat. Die Kölner bauen darauf, dass der technisch beschlagene Mittelfeldspieler die Leistung aus der Vorsaison wiederholen und den FC mit ähnlichen Scorerwerten zurück ins Oberhaus schießen kann. „Ich bin 30 Kilometer von Köln entfernt aufgewachsen – und mit dem FC schon immer verbunden. Es war ein Kindheitstraum von mir, für diesen Verein zu spielen. Dass dieser jetzt in Erfüllung geht, ist etwas ganz Besonderes für mich. Ich möchte mich bei den Verantwortlichen bedanken, dass sie mir das ermöglicht haben. Ich werde alles dafür tun, dass wir in der kommenden Saison unser Ziel erreichen,“ sagt der gebürtige Bonner zu seiner Verpflichtung.

Die kolportierten 4,5 Millionen Euro Ablöse, die Armin Veh nach Dänemark überweist, sind dabei ein Investment in die Gegenwart. Wenn auch ein hohes, hat Drexler doch abgesehen von der Saison in Kiel vornehmlich in der Dritten Liga gespielt. Bundesliga-Minuten sucht man in seiner Vita vergebens. Dass er auch für die Beletage des Deutschen Fußballs eine Verstärkung sein kann, konnte er bislang nicht nachweisen.

Perspektive ist momentan nicht entscheidend

Doch wie die Rolle des teuersten Neuzugangs seit dem vergangenen Sommer dann in der 1. Bundesliga aussehen soll, darüber machen sich die Kölner aktuell ohnehin noch keine Gedanken. Ob er mit seinen dann fast 30 Jahren noch einen großen Entwicklungsschritt machen kann ist fraglich, aber auch momentan nicht entscheidend. Denn die Gegenwart ist das, was zählt – auch wenn das große Ziel noch in der Zukunft liegt.