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Köln.Sport

Der X-Faktor

Mit Simon Terodde hat der FC nicht nur einen starken Torjäger für die 2. Liga. Sondern auch einen, der weiß, was ein Team braucht, um aufzusteigen. Deshalb soll er für die „Geißböcke“ zum X-Faktor werden.
Terodde

Als Hoffnungsträger kehrte Terodde im Winter 2017 zurück zum FC, für den er schon von 2009 bis 2011 auflief (Foto: imago/T-F-Foto)

Ein wenig schmunzeln musste Simon Terodde schon, als er den Spielplan des 1. FC Köln für die kommende Spielzeit in der 2. Bundesliga betrachtete. Zunächst geht es für die „Geißböcke“ Anfang August zum Auftakt für die „Mission Wiederaufstieg“ zum VfL Bochum, für den der 30-jährige Angreifer von 2014 bis 2016 höchst erfolgreich auf Torejagd ging. Im ersten Heimspiel eine Woche später bekommen es die Kölner mit dem 1. FC Union Berlin zu tun, der von 2011 bis 2014 die sportliche Heimat des gebürtigen Bocholters war.

Ein Wiedersehen mit der Vergangenheit für Terodde, der sich auf diesen Start natürlich besonders freut. „Zum Start gegen beide Ex-Vereine antreten zu dürfen, ist etwas Besonderes. Ich hatte mir vorab zum Auftakt Bochum oder Union gewünscht, jetzt sind es direkt die ersten beiden Spieltage. In Bochum zu starten ist natürlich schön, auch wenn mir ein Heimspiel noch einen Tick besser gefallen hätte“, sagt der Torjäger, der noch gute Kontakte zu seinen alten Klubs pflegt. So verwundert es kaum, dass die ersten Nachrichten bereits kurz nach Veröffentlichung des Spielplans zwischen Bochum und Köln hin- und hergeschickt wurden.

Ein Wiedersehen mit der eigenen Vergangenheit gibt es für Simon Terodde allerdings auch generell in der 2. Bundesliga. 2016/17 schoss er den VfB Stuttgart als Torschützenkönig mit 25 Treffern nahezu im Alleingang zum direkten Wiederaufstieg, ein Jahr zuvor war er im Trikot des VfL Bochum mit der gleichen Trefferanzahl ebenfalls der erfolgreichste Angreifer im Fußball-Unterhaus. „Die letzten Jahre in der 2. Bundesliga sind für mich sehr gut gelaufen. Ich kenne mich in der Liga aus. Das bestätigt diese Quote“, weiß Terodde um seine starke Bilanz als Zweitliga-Angreifer.

Die Hoffnungen im Kölner Angriff ruhen zwar auf den breiten Schultern des Sturmtanks, doch ein bestimmtes Ziel für die kommende Saison im FC-Trikot setzt sich der 30-Jährige nicht. „Ich nehme mir persönlich immer viel vor, aber eine konkrete Trefferzahl gibt es nicht. Am Ende ist es wichtig, dass wir als Mannschaft erfolgreich sind und unser Ziel erreichen. Aber klar ist ebenso: Ein Stürmer wird auch an seinen Toren gemessen. Und daher möchte ich schon versuchen, meine Treffer zu erzielen – ich bin optimistisch, das zu schaffen“, gibt sich Terodde vor dem Start in die neue Saison selbstbewusst.

Vertrauen als Ansporn

Das Ziel ist für den 1. FC Köln völlig klar: Nach der verkorksten Saison 2017/18, mit dem vermutlich überflüssigsten Abstieg der Vereinsgeschichte, soll möglichst schnell die Rückkehr in die Bundesliga erfolgen. Dabei setzen die „Geißböcke“ im Angriff vor allem auf die Qualitäten eines Simon Terodde, der sich in vorderster Front in Szene setzen soll. Für den Winter-Neuzugang, der bereits von 2009 bis 2011 für den FC stürmte (sieben Spiele, ein Tor), ist dieser Vertrauensvorschuss Ansporn und Motivation zugleich, wie er bekennt: „Es ist auch für mich eine riesige Aufgabe, mit einem Traditionsverein wie dem 1. FC Köln wieder in die Bundesliga aufzusteigen. Ich habe das in Stuttgart erlebt, da kann richtig etwas zusammenwachsen“, erklärt der 1,92 Meter große Mittelstürmer. Mit dem VfB marschierte Terodde trotz anfänglicher Probleme durch die 2. Bundesliga und machte vor allem dank der Treffer des ehrgeizigen Münsterländers souverän den direkten Wiederaufstieg als Zweitliga-Meister perfekt.

Eine Situation, die Terodde in Köln sicherlich auch gefallen würde. Damit dies allerdings klappt, soll der Fokus in der FC-Offensive nicht ausschließlich auf ihm liegen: „Es ist aus meiner Sicht eminent wichtig, dass die Last des Toreschießens auf mehrere Schultern verteilt wird“, sieht er auch seine Mitspieler in der Pflicht, für Impulse vor dem gegnerischen Tor zu sorgen. „Wir haben hier beim FC gerade in der Offensive einen riesigen Konkurrenzkampf, dementsprechend umkämpft sind diese Positionen. In unserem Spielsystem ist es zwangsläufig so, dass jeder im offensiven Bereich torgefährlich wird. Es wäre top, wenn wir möglichst viele Torschützen auf der Anzeigentafel sehen.“

Dass das für eine erfolgreiche Saison in der 2. Bundesliga notwendig ist, weiß Terodde aus eigener Erfahrung – kaum ein FC-Profi kennt sich in der Liga derart gut aus wie der 30-jährige Stürmer, der bereits in Stuttgart als absoluter Aufstiegsfavorit in die Saison ging. Eine knifflige Situation in der 2. Bundesliga, dürfte die Konkurrenz gegen die „Geißböcke“ doch bis in die Haarspitzen motiviert sein. „Wir nehmen die Favoritenrolle an“, unterstreicht auch Terodde den Anspruch des letztjährigen Europapokal-Teilnehmers, mahnt aber zugleich zur Demut vor den anstehenden Aufgaben: „Ich werde mich nicht permanent hinsetzen und erzählen, dass wir sowieso aufsteigen. Das ist komplett fehl am Platze. Uns erwartet harte Gegenwehr, gerade in den Auswärtsspielen. Die Gegner werden um jeden Zentimeter kämpfen, wenn der FC oder auch der HSV anreist. Das sind für viele Zweitliga-Vereine die Highlights der Saison. Dann müssen wir uns wehren, da ist sehr wahrscheinlich eine andere Gangart als im Training gefragt“, so Terodde, der den FC dafür allerdings bestens gerüstet sieht.

Natürlich müssten alle diese besondere Ausgangssituation verinnerlichen, doch das sei in seiner Einschätzung bereits bei vielen längst der Fall: „Wir haben ja nicht nur ein, zwei Spieler, die die 2. Bundesliga kennen. Einige Spieler wie Timo Horn, Jonas Hector oder auch Marcel Risse waren bereits 2013/14 dabei, denen muss ich bestimmt nicht erzählen, wie es ist, mit dem FC um den Aufstieg zu spielen. Sie haben die Erfahrungen bereits gemacht, daher bin ich mir sicher, dass wir der Situation gerecht und zum ersten Spiel voll da sein werden.“

Um das auch tatsächlich zu gewährleisten, arbeiten Terodde & Co. hart in der Vorbereitung. Mit Markus Anfang hat ein neuer Trainer das Sagen am Geißbockheim. Ein Trainer mit klaren Vorstellungen, wie der Angreifer betont: „Markus Anfang hat eine klare Ansprache an die Mannschaft, nimmt die Spieler mit und bringt gut herüber, was er von uns fordert. Er gibt uns ein klares System an die Hand und kann anhand dessen klar bewerten, wie die einzelnen Rollen ausgefüllt werden sollen. Es macht Spaß, wenn man als Spieler weiß, was man auf dem Platz zu tun hat“, so Terodde.

Reset-Knopf gedrückt

Auch deshalb sei die vergangene Spielzeit und der bittere Abstieg kein Thema mehr beim FC – es soll ein kompletter Neustart mit neuem Trainer, einem halben Dutzend neuer Spieler und einer neuen Spielidee sein. Eine Spielidee, die Terodde entgegenkommen dürfte. Holstein Kiel stellte unter Markus Anfang in der abgelaufenen Saison die beste Offensive der 2. Bundesliga – wohlgemerkt als Aufsteiger! „Das neue System dürfte der ganzen Offensive entgegenkommen. Wir haben einen guten Plan, wie wir nach vorne spielen wollen. Jeder Spieler in der Offensive weiß Bescheid, wo die Räume liegen, die es zu besetzen gilt. Es spricht für sich, dass Kiel als Aufsteiger in der vergangenen Saison die meisten Tore erzielt hat. So zu spielen wird uns Spaß machen, das sieht man in jeder Trainingseinheit. Ich bin sehr zuversichtlich, dass das System greifen wird“, gibt sich der Angreifer optimistisch.

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So sehen ihn die FC-Fans am liebsten: Simon Terodde nach seinem Siegtor im Derby gegen Mönchengladbach – mit für ihn typischem Torjubel (Foto: imago/Herbert Bucco)

Auch er habe die vergangene Saison abgehakt, im Sommer den Reset-Knopf gedrückt. Verarbeitet, dass er mit fünf Toren in fünf Spielen fulminant startete, die Hoffnung auf den Klassenerhalt aufflammen ließ, dann aber nicht mehr überzeugen konnte. „Als Spieler ist es nie schön, wenn in deiner Vita ein Abstieg steht. Man reflektiert die vergangene Saison natürlich, aber irgendwann muss man das Ganze auch abhaken. Das ist Fußball, man muss den Kopf im Urlaub frei bekommen“, betont Terodde. Die Pause habe sicherlich gut getan, aber jetzt sei das letzte Jahr abgehakt und kein Thema mehr für ihn: „Wir konzentrieren uns voll auf die Vorbereitung, auf die anstehenden Aufgaben – und wollen erfolgreich in die neue Saison starten.“

Dass es in die 2. Bundesliga gehen könnte, war ihm bei seiner Rückkehr nach Köln durchaus bewusst, schließlich lag der FC mit lediglich sechs Punkten in der Winterpause bereits abgeschlagen am Tabellenende. Kein Grund für Terodde, den Wechsel abzublasen: „Das Gesamtpaket, das der Verein mir angeboten hat, hat für mich persönlich einfach super gepasst: Ich konnte zum FC gehen, der auch in der 2. Bundesliga ein ganz besonderer Verein ist. Das sieht man auch an den Vertragsverlängerung von Jonas Hector und Timo Horn. Wir wollen schnellstmöglich wieder hoch“, formuliert der Angreifer die ambitionierten Ziele des Vereins. Ob der FC diese bei der Mission Wiederaufstieg erreicht, wird auch an seinem Torjäger liegen. Ein Start nach Maß gegen seine alten Kollegen – das dürfte sicherlich für ein Schmunzeln bei Simon Terodde sorgen.

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