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Köln.Sport

Der richtige Schritt

Der 1. FC Köln hat sich am Wochenende von Markus Anfang getrennt. Dies ist trotz dem wahrscheinlichen Aufstieg der richtige Schritt. Der Köln.Sport-Kommentar.
Kommentar Anfang

Für Markus Anfang ist die Zeit beim 1. FC Köln nach zehn Monaten wieder beendet. (Foto: imago images/Revierfoto)

Wer am Freitabend noch im Stadion in Müngersdorf weilte, als Schiedsrichter Marco Fritz die Partie des 1. FC Köln gegen Darmstadt 98 abpfiff, dürfte dem Blick auf die kurz darauf eingeblendete Tabelle nicht getraut haben. Schon Minuten vor Spielende hallte es erstmals etwas deutlicher zu vernehmen „Anfang raus“, einzelne solcher Rufe hatte es schon im Spielverlauf gegeben. Und nach dem Schlusspfiff stimmte dann das übrige Stadion mit ein, es herrschte eine Stimmung, die nach dem siebten Abstieg der Vereinsgeschichte anmutete. Und das, wie so oft zitiert, trotz immer noch komfortabler Ausgangsposition. Das Pfeifen und den Unmut der Menschen in gerade dieser Situation lässt dies jedoch noch schwerer wiegen. Weil sie das Gefühl haben, den gemeinsamen Weg mit dem Cheftrainer nicht mehr gehen zu wollen. Um jeden Preis.

Und dabei ist es dem FC-Fan auch egal, ob es aus dem Rest der Republik „Wie können die nur sowas machen?“, „Da sind einem die Kölner gerade sympathisch geworden und dann sowas!“ oder „Der FC entdeckt das lang versteckte HSV-Gen in sich wieder“ heißt. Der Schritt hin zur Trennung, auch zu dieser Saisonphase war nachvollziehbar, um es genau zu sagen: Er war richtig. Weil Anfang die Maßgaben und Versprechungen, aufgrund derer er geholt worden ist, schlicht nicht umsetzen konnte. Sein komplexes und als revolutionär angepriesenes System konnte er nie konstant implementieren, oder zumindest nicht so, das ein klarer Spielstil unter ihm erkennbar gewesen wäre. Kaum einmal coachte Anfang sein Team zum Sieg oder zeigte In-Game-Coaching, mit dem er das Spiel noch einmal nachträglich beeinflussen konnte. Stattdessen gewann der FC seine Spiele fast ausschließlich durch individuelle Qualität.

Darüber, wie es in der Mannschaft aussieht, lässt sich von außen immer leicht spekulieren. Gewiss ist jedoch, dass Anfang auch als Typ in Köln keine Jubelstürme ausgelöst hat. Der Zutritt zum Herz der FC-Fans ist ihm ohnehin die gesamte Saison über verwehrt geblieben, was schließlich auch irgendwann im Team angekommen sein dürfte. Natürlich kann man sagen, er hätte es noch verdient gehabt, seine Mission erfolgreich zu Ende zu führen, da ist durchaus etwas wahres dran, und er hätte es wohl auch geschafft. Gebracht hätte dies jedoch niemandem etwas. Durch die Entlassung drei Spieltage vor Schluss hat sich sein Ruf nicht zusätzlich verschlechtert, er wird an anderer Stelle einen neuen Job bekommen.

Und der FC kann nun länger im Voraus planen, sich bereits mit möglichen Kandidaten treffen und auch in puncto Kaderzusammenstellung schon erfahren, welche Vorstellungen ein neuer Trainer mitbringt. Andre Pawlak und Manfred Schmid werden den Aufstieg mit diesem Kader schaffen, ab Sommer übernimmt dann ein neuer Chef, um sich auf de nicht ganz einfache Mission zu begeben, das Unternehmen Bundesliga erfolgreich zu gestalten. Dies wurde Markus Anfang nicht mehr zugtraut. Deshalb ist es der richtige Schritt, ihn zu entlassen. Selbst jetzt. Denn von einem Aufstieg mit anschließender Party hätte sich Anfang – wenn er dann im Sommer beurlaubt worden wäre – auch nichts mehr kaufen können.