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Köln.Sport

Alles im Griff

Quelle: Köln.Sport

Mit vollem Einsatz dabei: Köln.Sport-Redakteur Philippe Rasch gab für die Rubrik

Der Athleten-Club Mülheim ist im Großraum Köln die letzte Bastion des höherklassigen Ringsports. Köln.Sport nahm Körperkontakt auf. Als ich die Sporthalle nahe des Wiener Platzes in Köln-Mülheim betrete, steigt mir sofort der Geruch von kaltem Schweiß in die Nase. Auf dem Hallenboden liegt ein großes Ringfeld, aus dem dieser für mich unangenehme Gestank ausdünstet. „Na ja“, denke ich. „Das kann ja was werden“.

Kölns letzte Leistungsringer

Ich bin zu Gast bei den Oberliga-Ringern des Athleten-Club Mülheim. Der Traditionsverein ist, nach den Niedergängen der Teams in Worringen, Hürth-Efferen und Ückerath, der letzte Ringerclub in Köln und um Umgebung, der nach wie vor auch im Leistungssport aktiv ist und sich mitten in der Saisonvorbereitung befindet.

In der Halle ist das Jugendtraining noch voll im Gange. Der Ton ist rau. „Disziplin spielt bei uns eine große Rolle“, erklärt mir Heinz-Josef Schmitz, Sport- und Jugendwart des AC. Ich setze mich auf die Bank und verfolge das Treiben auf der Matte. Vielleicht kann ich mir ja schon etwas abschauen, bevor es gleich ins Training mit den Senioren geht.

Die Bilder des Köln.Sport-Tests

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Zu mir gesellt sich Yasar Yavuz. Er gehört zum Trainerteam der Seniorenmannschaft und wird sich für den Rest des Abends um mich kümmern. Yavuz erzählt mir von den goldenen Zeiten, als in der zweiten Bundesliga regelmäßig vor 700 bis 800 Zuschauern gerungen wurde. Die Zeiten seien aber vorbei. „In der Oberliga verlieren sich maximal 100 Leute in der Halle.“

Nach und nach trudeln meine ersten „Gegner“ ein. Einer größer und kräftiger als der andere. Mir wird mulmig. Auch Cheftrainer Günter Tabel ist mittlerweile vor Ort und begrüßt mich grinsend mit den Worten: „Ringen ist schon ein Sport, der auch weh tut.“ Das wird mir immer mehr bewusst, als ich mir die Jungs genauer betrachte. Narben an Schultern und Beinen und natürlich die berühmt-berüchtigten verknorpelten Ohren, als „Mitbringsel“ aus zahlreichen Ringkämpfen.

Jeder Muskel wird benötigt

Zum Aufwärmen wird mir eine Runde Basketball angekündigt. „Super, da kann ich vieleicht noch punkten“, schießt es mir durch den Kopf, doch mit körperlosem Basketball hat das muntere Spielchen nichts zu tun. Eher mit einer Art Rugby, bei dem der Ball irgendwie in den Korb befördert werden soll. In Sachen Körperkontakt ist es eine gute Vorbereitung auf das, was noch folgt.

Die Gruppe wird nach Stilrichtung aufgeteilt. Ich werde von Yavuz im griechisch-römischen Stil angelernt. Griffe sind, anders als beim Freistil-Ringen, nur bis zur Gürtellinie erlaubt. Nach ersten Griff- und Standübungen gelingt es mir tatsächlich, den Trainer per Schulterwurf auf die Matte zu befördern und in den „Schwitzkasten“ zu nehmen. Schon nach wenigen weiteren Übungen merke ich die Anstrengung. Anders als beim Fußball oder Basketball, wird beim Ringen jeder Muskel benötigt. Dementsprechend platt bin ich schon nach nach kurzer Zeit.

Doch an Pause ist nicht zu denken. Es geht immer weiter, eine Wiederholung jagt die nächste. Dann ist Schluss – ich kann nicht mehr, der Akku ist leer. Die anderen machen unbeirrt weiter. Müssen sie auch, schließlich wird der Aufstieg in die 2. Bundesliga angepeilt. Unter der Dusche merke ich schon die Schürfwunden.

Egal – Spaß hat’s auf jeden Fall gemacht.