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Köln.Sport

RheinStars: Kampfansage an die Großen

Arne Woltmann, Trainer der RheinStars Köln

RheinStars-Headcoach Arne Woltmann sieht seine Mannschaft für die kommende Spielzeit in der Pro A gut gerüstet
Foto: imago/Beautiful Sports

Die RheinStars träumen von Liga eins. Auf dem ­schweren Weg ­dorthin baut Headcoach Arne Woltmann auf neue ­„Riesen“, hungrige Talente und optimale Rahmenbedingungen. 

Am 25. September starten die Basketballer der RheinStars Köln mit dem Heimspiel gegen die Gladiators Trier in die neue Saison. Mitten in der „heißen Phase“ der Vorbereitung traf KÖLN.SPORT den Headcoach der RheinStars, Arne Woltmann, zum Exklusiv-Interview.

Herr Woltmann, seit einigen Wochen trainieren Sie in Ihrem neuen Trainingszentrum in Hürth. Wie wichtig ist es, endlich eine Lösung für das Hallen­problem gefunden zu haben?
Die Trainingssituation zu verbessern war eine unserer wichtigsten Aufgaben. Stephan Baeck als Geschäftsführer hat viel Arbeit investiert und eine Lösung gefunden, die sehr gut ist. So wie letztes Jahr konnte es nicht mehr weitergehen. Wir hatten keine Heimat, sind von A nach B gezogen wie ein Wanderzirkus. Jetzt haben die Spieler in der neuen Halle ihren Platz, wir haben unsere ganze Ausrüstung da, es ist einfach ein Gefühl von Heimat. Das macht vieles einfacher.

Unter Ihren Neuzugängen sind ­einige „Riesen“. Zufall oder eine bewusste Entscheidung?
Wir wollten größer werden. Die Erfahrung aus der vergangenen Saison hat gezeigt, dass wir gegen Mannschaften mit großen Innenspielern die meisten Probleme hatten. Deswegen wollten wir uns größer aufstellen, und das ist uns gelungen. Wir haben deutsche Spieler gefunden und müssen dort nicht unbedingt unsere ausländischen Spots platzieren. Mit Dennis Heinzmann haben wir einen Spieler gefunden, der nicht viel Basketballerfahrung hat, aber trotzdem hervorragende Stats geliefert hat in den vergangenen Jahren. Ihn möchten wir hier noch weiterentwickeln. Andi Wenzl ist ein Mann, der vor seiner Verletzung schon viel Erfahrung in der ersten Liga gesammelt hat und uns damit helfen wird. Diese beiden frühen Verpflichtungen haben uns für die weitere Planung sehr geholfen.

Der Vertrag mit Ihrem Wunschspieler Amric Fields musste verletzungsbedingt wieder aufgelöst werden.
Das ist sehr bitter für den Spieler und auch für uns als Verein. Die Trainingseinheiten, die er bestreiten konnte, haben gezeigt, dass er der Spieler ist, der den Unterschied machen kann. Alle Hoffnungen, die wir in ihn gesetzt haben, haben sich bestätigt. Dann kam seine Knieverletzung dazwischen. Für Amric ist in dem ­Moment eine Welt zusammengebrochen. Er war ganz heiß auf die Saison. Leider haben uns die Ärzte mitgeteilt, dass die Sache nicht innerhalb weniger Wochen zu beheben ist. Da war klar: Wir müssen ihn ersetzen.

Mit Chris Eversley haben Sie schnell Ersatz präsentiert. Wie kam der Kontakt zustande?
Die Entwicklung bei Amric Fields kam ja nicht von heute auf morgen. Am Tag, als die Entscheidung gefallen ist, dass wir nicht mit ihm zusammen­arbeiten können, haben wir natürlich sofort unsere Scouting-­Unterlagen gesichtet und einige Spieleragenten kontaktiert. Chris Eversley war noch auf dem Markt und hat ein ähnliches Spielerprofil. Da haben wir zugeschlagen.

Nach den ersten Eindrücken: War es die richtige Entscheidung?
Die Lösung ist hervorragend für uns. Chris ist ein etwas anderer Spielertyp als Amric. Er ist kleiner, aber macht unser Spiel auch schneller. Er ist ein guter Gegenpart zu Dennis Heinzmann und Andi Wenzl, die sehr groß sind. Wir mussten unser Spiel ein wenig verändern, aber Chris hilft uns sehr weiter, und wir sind froh, dass wir ihn kriegen konnten.

Arne Woltmann

Der in Bremerhaven geborene Ex-Profi ist seit Beginn der Saison 2015/16 Headcoach der RheinStars Köln. Zuvor war Woltmann als Assistenztrainer beim Erstligisten Brose Baskets Bamberg tätig und feierte dort vier Deutsche Meister­titel und drei Pokalsiege. Die RheinStars führte der 42-Jährige in ihrer ersten ProA-Saison auf einen starken zwölften Platz. Woltmann gilt als ausgewiesener Spezialist für die Nachwuchsförderung. Neben seinem Posten in Köln ist er seit Mai 2016 Trainer der deutschen A2-Nationalmannschaft

Wo sehen Sie die größten Unterschiede zwischen dem aktuellen und dem letztjährigen Team?
Letztes Jahr hingen unsere Siegchancen stark von der Performance einiger Spieler ab. Jetzt sind wir breiter aufgestellt. Es ist wichtig, dass die Hauptlast nicht nur von sechs, sieben Akteuren getragen wird. Wir haben jetzt zusätzliche Scoring-Optionen. Außerdem haben wir mehr Spieler, die über Erfahrung in der ProA verfügen und dementsprechend das Zünglein an der Waage sein können.

Den „Hexenkessel“ ASV-Sporthalle müssen Sie als Heimstätte aufgeben. Sehen Sie den dauerhaften Umzug in die Lanxess Arena ­dennoch als Chance?
Ich denke, wenn wir uns weiterentwickeln wollen, ist dieser Schritt unumgänglich. Natürlich kommt in ­einer kleinen Halle leichter Stimmung auf als in der Lanxess Arena. Der Heimspielfaktor hat uns letzte Saison geholfen. Faktisch aber ist die ASV-Sporthalle einfach zu klein. Wir müssen jetzt versuchen, in der Arena eine Heimspielatmosphäre zu schaffen. Dafür brauchen wir Leute in der ­Halle. Für die Zuschauerbindung ist es besser, eine feste Heimspielstätte zu haben. Es gilt jetzt, die Basis, die wir haben, auszubauen – natürlich durch gute Leistung, aber auch durch mehr Werbung für unsere Spiele.

Wie schaffen Sie den Spagat zwischen der Nachwuchsförderung und der steigenden Erwartungshaltung in Sachen BBL-Aufstieg?
Wir haben den Sommer über viel mit den jungen Spielern gearbeitet. Die sind einen gewaltigen Schritt weitergekommen und werden sicher ihre Einsatzminuten haben. Natürlich ist die Zielsetzung etwas anders als letztes Jahr. Da muss man drauf achten, dass das, was man spielen lässt, sich auch mit den Zielen vereinbaren lässt. Ich schätze die Liga stärker ein als vergangenes Jahr. Das Mittelfeld ist deutlich breiter. Leicht wird es nicht.

Wie schätzen Sie Ihre Chancen im Aufstiegsrennen ein?
Erfahrungsgemäß steigen die beiden Mannschaften auf, die die größten finanziellen Mittel haben – das dürften der Mitteldeutsche BC und Crailsheim sein. Ich sehe uns als Herausforderer der Spitzenteams. Wir sagen nicht, dass wir ein Aufstiegsaspirant sind. Aber wir wollen uns souverän für die Play-offs qualifizieren und weit oben mitspielen. Wir möchten den Favoriten auf die Füße treten.

Das Gespräch führte Svenja Dahlhaus