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Köln.Sport

HEUL LEISE! Der Sommer unseres Lebens

Bootcamp ASV Köln

Herausforderung angenommen: Köln.Sport-Redakteur Stefan Kühlborn nimmt am achtwöchigen ASV-Bootcamp teil, um seine Fitness zu verbessern
Foto: Stephan Ehritt

Acht Wochen lang nimmt unser Redakteur am Bootcamp des ASV Köln teil, um seine Fitness zu verbessern. Regelmäßig schildert er an dieser Stelle seine Erlebnisse und Erfahrungen rund um das knallharte Trainingsprogramm. Ganz nach dem Motto: HEUL LEISE! 

***Teil 1: Bootcamp statt Malle-Tour***

***Teil 2: Von Kniebeugen und Bären***

***Teil 3: Ich Chef, Du nix***

Erinnert Ihr Euch noch an die Sommerferien? Nicht der Jahresurlaub mit der Familie oder die Semesterferien, in denen dann Klausurvorbereitung und Hausarbeiten anstehen, sondern die richtigen, echten Sommerferien. Die beste Erfindung des deutschen Schulsystems seit der Doppelstunde Reli Freitagnachmittag. Sechs Wochen frei am Stück! Herrlich war das damals, vor allem im Teenager-Alter.

Unbeschwerte Fahrradtouren durch die Wälder des Kölner Umlands und bolzen bis die Sonne untergeht. Und natürlich war immer, aber auch wirklich immer gutes Wetter. Die Sonne schien sechs Wochen lang pausenlos, das Thermometer fiel nie unter die 20-Grad-Marke – zumindest in meiner Erinnerung. In sechs Wochen Sommerferien war einfach nie Platz für schlechtes Wetter.

Wahrscheinlich wird es in den dreizehn Jahren meiner Schulzeit auch hin und wieder im Sommer geregnet haben. Allerdings ist in meinen Erinnerungen dafür kein Platz. Frei nach den Höhnern: „…eines, dat es jeweß: Dat dä Ärjer vun hück – un dat jeiht flöck – die jode ahle Zick vun murje es!“ Vom vergessenen Ärger des Regens in den Schulferien nun zu einem aktuellen Ärgernis: das Wetter in Köln im Juni 2016!

Als ich kürzlich in Dublin aus dem Flugzeug stieg und von blauem Himmel und Sonnenstrahlen empfangen wurde, da sagte ein freundlicher Steward am Flughafen zu mir: „Das ist der irische Sommer, er dauert in der Regel 45 Minuten.“ Lustig. Hielt dann tatsächlich fast eine Woche durch dieser Irish Summer. Doch was zur Hölle ist mit dem deutschen, oder dem kölschen Sommer los? Nicht viel.

Hatte es mir vor Beginn des Bootcamps besonders davor gegraut, die Fitnessübungen unter erschwerten Bedingungen, bei rund 30 Grad unter brennender Sonne durchführen zu müssen, so bestand die deutlich größere Gefahr zuletzt darin, während der Liegestütze nicht aus Versehen Wasser zu schlucken, das dank der heftigen Regenfälle zentimeterhoch auf der Tartanbahn stand. Großer Respekt geht an dieser Stelle an alle die Bootcamp-Mitstreiter, die trotz der zum Teil heftigen Regengüsse bei keiner Einheit gefehlt haben. Wir heulen wirklich leise!

Bergfest ohne Fassbrause
Nach der vierten Trainingswoche ist nun Halbzeit beim Bootcamp. Wir feiern Bergfest, doch die Sonne feiert nicht mit. Kaum eine Einheit konnten wir komplett im Trockenen absolvieren. Wobei böse Zungen in unserer Trainingsgruppe behaupten, dass es immer nur montags regnet, wenn Nora das Training leitet. Zwar sollen auch schon mittwochs bei Till ein paar Tropfen gefallen sein, doch tatsächlich haben wir unter Noras Leitung bislang noch keine einziges Training bei gutem Wetter absolvieren können.

Dies liegt wahrscheinlich an ihrem guten Draht zum Wettergott, der ihr die Lokalrunde für unser Trainingsteam erspart. Denn nach der ersten komplett verregneten Einheit, hatte uns Nora vollmundig eine Runde Fassbrause nach dem nächsten Training ohne Regen versprochen. Das sagt sich natürlich leicht, wenn man weiß, dass es ohnehin immer regnen wird. Gut gespielt, Nora.

Noch haben wir die Hoffnung auf die süße Erfrischung aber nicht aufgegeben. Immerhin bleiben uns noch vier Wochen und die Hoffnung, dass nicht jeder Montag so verregnet daherkommen wird wie die bisherigen.

Während das Wetter stagniert, entwickelt sich unser Trainingsprogramm dagegen kontinuierlich weiter. Dank das regelmäßigen Trainings fallen uns allen die Übungen zunehmend leichter. Der Muskelkater, insbesondere in den Beinen, lässt spürbar nach. Grund genug für unsere Coaches also, das Programm anzuziehen. Liegestützen-Teamwertungen sind nun ebenso Teil unserer Einheiten wie die allseits beliebten Burpees.

Ich muss zugeben, ich hatte schon früher damit gerechnet. Doch es ist ein feiner Zug unserer Trainer, dass wir uns erst vier Wochen an die Belastung gewöhnen durften, ehe jetzt die Burpees zum Programm hinzugenommen werden. Diese enorm effektive Ganzkörperübung bringt nicht nur Herz, Kreislauf und Muskeln in Schwung, sie sieht dabei auch noch höchst elegant aus. Zumindest am Anfang, wenn Körper und Geist noch willig sind, der tiefen Liegestütze einen ästhetischen Sprung in die Höhe folgen zu lassen, ehe es in einer runden Bewegung zurück geht in die Ausgangsposition der Liegestütze. Tolle Übung, effektiv richtig anstrengend.

Auf Kriegsfuß stehe ich dagegen mit dem Gecko, dem jüngsten Zuwachs unseres kleinen Animal-Walk-Zoos. Während Bearwalk und der Krabbenlauf immer leichter fallen, bin ich an der kleinen Eidechse bislang doch immer gescheitert. Vielleicht liegt es daran, dass diese niedlichen Geschöpfe in unseren Breitengraden gar nicht vorkommen, wie ein Mitleidender empört festgestellt hat.

Der Gecko ist eine Fortbewegungsmethode, bei der der Körper möglichst flach über dem Boden gehalten wird. Bei jedem Schritt wird das Bein auf Höhe des Armes vorgezogen. Es folgt eine Liegestütze ehe das andere Bein auf die gleiche Weise nachgezogen wird. Koordinativ für mich bislang unmöglich.

Anna nimmt am Bootcamp des ASV Köln teil

Motivierter Dauergast beim ASV: Anna nutzt das Bootcamp, um den Verein unverbindlich kennenzulernen und ganz nebenbei ihre Grenzen auszutesten.
Foto: Stefan Kühlborn

Doch Übung macht den Meister. Auch wenn es schwer fällt. Denn eigentlich könnte ich ja auch sagen: egal, bleibe ich halt beim Bären, sollen die anderen doch mit dem Gecko glücklich werden. Doch wenn es mit der intrinsischen Motivation, dem Selbstantrieb, mal nicht klappt, dann gibt es zum Glück ja immer noch die extrinsische Motivation, den motivierenden Einfluss von außen. In meinem Fall ist das der persönliche Wettkampf mit Anna. Weil wir beide dem Gecko bislang feindlich gesonnen sind, haben wir uns nun entschieden, einen kleinen Wettkampf daraus zu machen, wer diese fiese Übung als erster unfallfrei auf die Tartanbahn bringt.

Genau wie ich, ist Anna kein Mitglied beim ASV. „Ich bin letztes Jahr beim Brückenlauf mitgelaufen und wollte eigentlich beim ASV eine Laufkurs mitmachen. Dann bin ich im Internet auf das Bootcamp gestoßen und habe mir gedacht: das ist eine gute Gelegenheit, den Verein mal unverbindlich kennenzulernen.“

Unverbindliches Kennenlernen. So locken sie einen. Und dann, plötzlich steht man im Bootcamp, soll in einer Minute so viele Burpees wie möglich raus prügeln und fragt sich, wie man da bloß reingeraten ist. Doch Anna hat auch nach vier Wochen noch Spaß am Training, auch weil Erfolge erkennbar sind: „Ich komme an meine Grenzen, kann die Intensität aber gut steuern. So ist es echt effektiv.“

Bleibt die Sache mit dem Gecko. Und die werden wir dann ab Montag angehen! Im Idealfall gibts nach dem Training dann auch eine leckere Erfrischung. Es sei denn, Nora lässt es wieder regnen.

In diesem Sinne,

HEULT LEISE!

Stefan Kühlborn